Working Out Loud Erfahrungen

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Im Frühjahr war ich auf einer Personalmesse und habe dort bei einer Podiumsdiskussion das erste Mal von Working Out Loud gehört. Das Konzept hat mich sofort fasziniert und die Berichte waren voller ansteckender Begeisterung. Diese Graswurzelbewegung, die es inzwischen in einigen namhaften Firmen in die Personalabteilung und die Personalprogramme geschafft hat, klang toll. Bosch macht WOL, wie Working Out Loud liebevoll abgekürzt wird, Daimler macht es, Festo, Siemens, Airbus, ZF Friedrichshafen und viele mehr. Seit 4 Wochen beschäftige ich mich jetzt ganz praktisch mit WOL und berichte heute von meinen ersten Working Out Loud Erfahrungen.

Was ist Working Out Loud

Working Out Loud wurde von John Stepper, einem Amerikaner erfunden. Er hat jahrelang in grossen Konzernen gearbeitet, wurde aber zunehmend unzufriedener und hat seine Unzufriedenheit unter anderem auf die mangelnde kooperative Zusammenarbeit zurückgeführt. Daran wollte er etwas ändern und hat ganz pragmatisch damit angefangen. Das Ziel ist: „Baue Beziehungen auf, die von Bedeutung sind.“ Working Out Loud wurde dann vom Schneeball zur Lawine und hat heute eine klare und einfache Struktur:

  • 5 Personen bilden einen sogenannten Circle (es geht auch mit 3, 4 oder 6 Personen, 5 ist die empfohlene Zahl)
  • 12 Wochen lang treffen sich die Personen einmal in der Woche
  • 1 Stunde investieren sie in die Treffen und noch ein bisschen Zeit dazwischen für ein paar Übungen oder um am eigenen Ziel zu arbeiten.
  • Jeder im Circle verfolgt sein eigenes Ziel, das er oder sie sich im ersten Treffen setzt.
  • Die Treffen werden anhand der Circle Guides strukturiert.

Toll finde ich, dass die Circle Guides unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 Lizenz kostenlos zur Verfügung steht. Das heisst, für die private Nutzung steht alles zur Verfügung, was man braucht. Ich besitze zwar auch das Buch von John Stepper, aber das Material von der Webseite ist völlig ausreichend.

Working Out Loud Ziele

Am Anfang fand ich es komisch, dass jede Person sein oder ihr eigenes Ziel hat. Inzwischen ist deutlich geworden, dass das schon ein Teil des Netzwerkens ist. Ich kann schon nicht mehr zählen, wie oft es Tipps zu guten Kontaktpersonen, Literatur oder Videos von den Kolleginnen und Kollegen gab, die ja eigentlich ein anderes Ziel haben. Das ist die Kraft des Netzwerks und der Schwarmintelligenz!

Ziele können mit dem Beruf zu tun haben oder ganz private Ziele sein. Es sollte nur ein ernsthaftes Ziel sein, sonst werden die Übungen nur abgespult und bringen wenig Gewinn.

Mein Ziel hat sich zwischen dem ersten und dem zweiten Treffen leicht verändert, weil mir klar wurde, dass ich eigentlich eine ganz andere Nuance viel spannender fand. Das kommt anscheinend öfters vor, denn es wird immer wieder berichtet, dass sich Ziele ändern. Das ist auch gut so – mit zunehmender Beschäftigung mit dem Thema wird einfach klarer, wohin der Weg gehen soll.

Einerseits ist es gut, an einem Thema zu arbeiten, für das ich bisher keine Zeit gefunden habe. Andererseits ist das Ziel auch Mittel zum Zweck, um strukturiertes Netzwerken zu üben. Und sinnvolles Netzwerken ist einfach nur möglich, wenn es um ein Thema geht.

Working Out Loud Erfahrungen

„Mein“ Circle ist nun in Woche 4, schon ein Drittel unserer Circle Zeit ist vorbei – das ging wirklich schnell. Das ist die Gelegenheit für mich, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

Der Start war unerwartet holprig. Es hat länger gedauert, als ich dachte, bis wir die 5 Personen zusammen hatten und eine Person ist dann leider noch vor dem Start abgesprungen. Vielleicht war ich auch einfach nur ungeduldig. Wir sind 4 Frauen aus Stuttgart und ein Mann aus Toronto, wir haben also einen digitalen Circle und kommunizieren über Skype oder Zoom. Ich gebe aber auch zu, dass ich das Treffen, das wir spontan anberaumt haben, als einmal unser kanadischer Kollege nicht konnte, sehr genossen habe. Unterstützung beim Finden von Circle-Partnern bekommt man übrigens mit der Circlefinder App.

Inzwischen haben wir unsere regelmässigen Treffen und ich freue mich immer sehr darauf. Diese Stunde an Übungen und Erfahrungsaustausch ist wunderbar. Da Teil der Übung auch ist, dass wir uns gegenseitig über Fortschritte auf dem Weg zu unserem Ziel berichten (oder eben sagen, „da war diese Woche nicht viel“), ist das auch Motivation, wirklich am Ziel zu arbeiten.

Ich bin bei meinem Ziel schon ein ganzes Stück weiter gekommen, als ich vermutlich wäre, ohne Working Out Loud. Nicht zuletzt habe ich mit Hilfe der schönen Übungen in „baby steps“ einige Menschen besser kennengelernt und mein Netzwerk wertvoll erweitert.

Ich bin gespannt auf die kommenden 8 Wochen und werde wieder berichten.