Ich bin doch Coach – warum beschäftige ich mich mit dem Schreiben?

Als ich mich selbstständig gemacht habe, hatte ich zwar nicht die naive Vorstellung davon, dass ich den ganzen Tag in meinem bequemen Sessel sitze und mit Klienten spannende Themen bespreche. Oder vom morgens bis abends in Videokonferenzen sitze. Ich wusste, es gibt viele andere Aufgaben, die erledigt werden wollen. Was mir nicht klar war: wie viel ich schreiben werde.

Ich schreibe Texte für meine Webseite, ich schreibe Blogartikel, ich schreibe auf LinkedIn. Das Schreiben ist ein echter Bonus in meinem Berufsalltag, denn ich habe schon immer gerne geschrieben.

Wie entstehen meine Texte

Schreiben läuft richtig gut, wenn mich das Thema in irgendeiner Form berührt. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann etwas beitragen oder ich muss mir etwas von der Seele schreiben (weil mich z. B. etwas begeistert oder aufregt). Der Text, der dann entsteht, ist oft in meinem Kopf schon ziemlich fertig, bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Die Grundstruktur, die Argumente, der einleitende Satz – das gibt es alles schon. Nur noch nicht auf Papier.

Der Vorteil: Ich habe ganz schnell einen Text in Rohfassung, den ich gut und leicht editieren kann. Beim Editieren achte ich auf meine „Schwächen“. Das sind vor allem zu lange und zu komplizierte Sätze.

Wenn sich der Text wirklich so runtergeschrieben hat, dann stimmt meistens auch die Struktur. Manchmal finde ich dabei aber auch einen Absatz am Ende, der eher nach weiter vorne gehört. Sozusagen ein Gedanke, der bei Schreiben noch zu dem dazukam, was schon in meinem Kopf war. Dieser Gedanke darf dann noch an der richtigen Stelle eingefügt werden.

Der Nachteil: Ich schreibe zu lange Sätze, benutze zu viele Füllwörter. Es ist fast so, als würde ich mündlich erzählen. Und die Erzählform des „Stream of Consciousness“ oder „Bewusstseinsstrom“ funktioniert vielleicht in der Literatur aber nicht so gut auf Blogs oder Social Media. Und genauer hingeschaut: James Joyce’s Ulysses ist zwar berühmt, aber ich kenne keinen Menschen (möglicherweise Literaturprofessoren und -studierende ausgenommen), der das Buch ganz gelesen hat.

Wenn es gut läuft und ich im Schreib-Flow bin, ist das ein tolles Gefühl. Es ist wie losgelöst sein vom Alltag. Ich glaube, manchmal lächle ich beim Schreiben. Es befriedigt mich, wenn ich das Ergebnis sehe und ich bin ein bisschen stolz auf meinen Text.

Planung für schlechte (Schreib-)Zeiten

Leider läuft es nicht immer gut. Manchmal fällt mir nichts ein, was ich für relevant halte. Manchmal habe ich eine Idee, aber der Text klingt irgendwie nicht gut. Was mir dann hilft:

  • Ich habe einen Themenspeicher, in dem ich meine Ideen sammle. Wenn der Text, an dem ich gerade sitze, nicht fließen will, schaue ich, ob ein anderer Text besser geht. Wenn gar nichts geht, mache ich etwas anderes. Raus an die frische Luft gehen und mich zu bewegen, funktioniert oft. Manchmal hilft es, wenn ich aufstehe und mir einen Tee koche oder einen Espresso hole.
  • Manchmal klappt es auch, wenn ich mir einen Timer stelle und „einfach 20 Minuten schreibe“ – es ist erstaunlich, wie viel Text in 20 Minuten entstehen kann. Und dann habe ich wieder eine Fassung, mit der ich weiterarbeiten kann.
  • Ich bin im Austausch mit anderen Menschen, die Webseiten, Blogs oder Social Media Posts schreiben. Wir alle haben Phasen, in denen es nicht optimal läuft und der Austausch darüber (auch mal jammern und sich bemitleiden lassen) ist zum einen ein gutes Ventil, zum anderen bekomme ich aber darüber auch immer Impulse, die mich wieder ins Schreiben kommen lassen. Und wir feiern gemeinsam Erfolge.

Schreiben mit der Hand oder der Tastatur?

Früher habe ich gedacht, ich kann besser mit der Hand schreiben, bin kreativer. Ich liebe schöne Notizbücher und habe viel zu viele davon (meistens unbeschrieben, denn wenn sie so schön sind, kann ich sie ja nicht mit meiner Handschrift verunstalten). Ich liebe auch schöne Stifte. Nur meine Handschrift ….

Inzwischen schreibe ich fast gar nicht mehr mit der Hand. Ich hatte noch nie eine schöne Handschrift. Liegt es daran, dass die rechte Hand nicht meine dominante Hand ist, ich aber gelernt habe (lernen musste), mit ihr zu schreiben? Oder ist es einfach Faulheit und der Wunsch nach mehr Geschwindigkeit? Übrigens – durch die mangelnde Übung ist meine Handschrift noch schlechter geworden. Es fehlt mir aber die Motivation, die Geduld und der Anreiz wieder zu üben.

Mit der Hand, am Computer oder als Diktat – das ist Geschmackssache. Für mich funktioniert Tippen am besten. (Das Diktieren allerdings ist eine tolle Sache, wenn ich unterwegs eine Idee habe.) Ich denke, da darf jede Schreiberin und jeder Schreiber seine eigene Wahl treffen. Das was funktioniert, ist richtig.

Es gibt Texte, die ich sehr bewusst mit der Hand schreibe: Geburtstagskarten, persönliche Grüße, mein Erfolgstagebuch, meine To-do-Listen. Zum einen ist es eine Form der Wertschätzung – ich muss mich bemühen, damit meine Texte lesbar sind. Zum anderen ist die Verbindung Hand-Hirn eine besondere beim Schreiben und manche Dinge prägen sich so besser ein. Auch meine Notizen während eines Coaching Gesprächs schreibe ich von Hand. Das ist am wenigsten störend und kostet mich keine Aufmerksamkeit auf die Technik.

Für wen schreibe ich?

Ganz klar: Wenn ich auf meiner Webseite oder auf LinkedIn schreibe, hat das einen Zweck. Ich möchte, dass meine (potenziellen) Klienten meine Texte lesen. Ich gebe Tipps, erzähle Erfolgsgeschichten, gebe Anregungen für Weiterbildungen, schreibe über Fachliteratur oder Podcasts. Manchmal muss ich auch einfach meine Meinung zu einem Thema loswerden. Damit zeige ich mich als Mensch, als Persönlichkeit. Klienten, die bei der Suche nach einem Coach auf mein Profil oder meine Webseite stoßen, lernen mich schon ein klein bisschen kennen.

Und die Suchmaschinen mögen es natürlich auch, wenn auf einer Webseite Leben ist und sie nicht nur als „Gelbe Seiten“ fungiert. Das hilft mir dann auch wieder, wenn potenzielle Klienten durch eine Websuche auf meine Texte stoßen.

Ich schreibe aber auch für mich. Manche Gedanken sortieren sich erst so richtig, wenn ich sie „auf Papier“ bringe. Über etwas zu schreiben ist für mich ein innerlicher Prozess. Ein Prozess, der manchmal beflügelnd und manchmal frustrierend ist.

Wenn ich es schaffe, das Schreiben für mich mit einem für meine Klienten relevanten Thema zu kombinieren, ist das unglaublich befriedigend für mich. Deshalb schreibe ich. Und je mehr ich schreibe, desto leichter fällt es mir und desto eher finde ich meine Schreibstimme. Deshalb habe ich auch dieses Jahr zum 2. Mal wieder an #28TageContent teilgenommen.

Im Rahmen dieses Programms entstand auch dieser Text, der Teil der Blogparade „Schreiben über das Schreiben“ von Anna Koschinski ist. Danke Anna, dass du keine Challenge machst, Danke für dein Wissen, deine Tipps, dein Feedback und dein Mut-machen.