Da sitze ich nun, umringt von Umzugskartons. Wochenlang habe ich diesen Umzug vorbereitet, ausgemistet, mir Gedanken gemacht, was ich in der neuen Wohnung wo haben möchte. Und passend dazu ruft Edith Leistner zu einer Blogparade auf: wo fühlst du dich Zuhause?

Ganz klar, hier in der neuen Wohnung noch nicht so richtig.

Was brauche ich, damit ich mich Zuhause fühle?

In meinen ersten 30 Lebensjahren bin ich 12-mal umgezogen. Damit hatte ich offensichtlich mein Umzugskontingent verbraucht, denn der Umzug jetzt ist der erste seit ganz, ganz langer Zeit.

An die ersten Umzüge kann ich mich nur vage erinnern. Aber ab der Zeit, als ich mein eigenes Zimmer haben durfte, war das Thema zu Hause für mich wichtig. Mein eigenes Reich, zu dem ich die Türe schließen konnte, in das ich mich zurückziehen konnte, das war mein kleines Zuhause im großen Zuhause der trubeligen Familie.

Mein Zuhause ist mir wichtig. Ich liebe meine Bücher und manche Erinnerungsstücke an meine Großeltern, an Urlaube, Auslandsaufenthalte, das Studium. Sie um mich zu haben, ist (m)ein Stück Zuhause.

In den letzten Wochen habe ich mich manchmal gefragt, ob ich damit nur Ballast ansammle. Ich glaube, ich wäre traurig, wenn alles weg wäre. Aber das Fehlen der Dinge würde mir nicht den Boden unter den Füssen wegziehen. Dinge, mit denen Erinnerungen verknüpft sind, einfach wegzuwerfen ohne Not, fällt mir aber schwer. Vielleicht sammle ich doch ein bisschen Ballast? Aber Ballast gibt ja auch Stabilität.

Braucht es einen bestimmten Ort?

Zu Hause kann ich mich auch in einer Ferienwohnung fühlen, wenn die Atmosphäre stimmt. Das hat mir unser Urlaub in Dänemark letztes Jahr gezeigt. Wir hatten ein tolles Ferienhaus, geschmackvoll, liebevoll und schön eingerichtet. Ein Ort, an den wir jeden Abend gerne „heimgekommen“ sind. Danach eine Ferienwohnung: Möbel vom Sperrmüll, eine Küche in der ich nicht kochen wollte, keine gemütliche Sitzecke (Fotos können lügen…). Diese Wohnung wurde kein zu Hause auf Zeit.

Zu Hause ist für mich also auch ein Rückzugsort. Ein Platz an dem ich zur Ruhe komme. Ein Ort an dem ich mich wohlfühle (eine Leseecke mit gutem Licht ist dabei wirklich wichtig), eine Küche, die zum Kochen und Ausprobieren einlädt. Aber auch ein Platz, um Freunde und Familie zu treffen.

Als Kind in einer großen Familie (ich habe 3 Brüder) habe ich den großen runden Esstisch als Zentrum der Begegnung erlebt. Hier gab es Nahrung für Körper und Geist. Viele Sonntagsfrühstücke dauerten ewig, weil die manchmal sehr kontroversen Diskussionen über Gott und die Welt sich hinzogen. An das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit kann ich mich noch gut erinnern. Das war auch das Gefühl von Zuhause.

Wenn ich an meine Auslandsaufenthalte denke, dann war zu Hause da, wo ich mir ein kleines Nest gebaut habe. Kerzen spielen dabei eine Rolle für Gemütlichkeit, Bücher für die Unterhaltung, eine Ecke zum Schreiben – aus diesen Zeiten gibt es viele Tagebücher. Zum einen waren meine Unterkünfte in diesen Zeiten eher klein und sparsam eingerichtet, zu anderen hatte ich bei so viel neuen und fremden Erlebnissen eher das Bedürfnis des Rückzugs als das Bedürfnis Gastgeberin zu sein. Je länger der Aufenthalt dauerte, desto eher habe ich eine gut ausgestattete Küche oder einen großen Esstisch vermisst.

Wie stehen nun die Chancen für die neue Wohnung?

Wird sie ein zu Hause?

Wird sie mein Zuhause?

Die Zutaten sind alle vorhanden. Die Wohnung ist hell und luftig. Viele meiner Bücher durften mit umziehen. Kerzen gibt es auch. Die neue Küche habe ich mir mit viel Liebe zusammengestellt und geplant und sie wartet darauf, dass in ihr gekocht und gefeiert wird. Der große Tisch steht bereit für schöne Abende mit Freunden und der Familie. Die Kartons leeren sich nach und nach und die Dinge finden ihren Platz. Das wird mein neues Zuhause.

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen, gibt es hier noch andere Facetten.