2020 ist mit Sicherheit ein ungewöhnliches Jahr. Haben Sie sich Ende 2019 oder Anfang 2020 Ziele für dieses Jahr gesetzt? Und hat Ihnen ein fieses, kleines Virus die Jahresziele komplett über den Haufen geworfen? Bei mir zumindest war das so. Natürlich hat es Selbständige in bestimmten Branchen besonders hart getroffen. Aber auch Angestellte und Führungskräfte, die seit Wochen oder gar Monaten in Kurzarbeit sind, die nicht wissen, wie Ihre Firmen die Krise überstehen und sich ausserdem Sorgen um die Gesundheit von Freunden oder Angehörigen in Risikogruppen machen, stellen fest, dass Ihre ursprünglichen Jahresziele ganz oder teilweise überholt sind. Zeit für eine Zwischenbilanz! Vielleicht stellen Sie dann sogar fest, dass Ihr Glas nicht halb leer sondern halb voll ist.

Die Situation ist dieses Jahr besonders krass, weil die Veränderungen so plötzlich und so einschneidend kamen. Aber auch in „normalen“ Jahren, kann es durchaus sein, dass der Planungszeitraum von einem Jahr so lang ist, dass es sich lohnt, Mitte des Jahres (oder sogar alle 3 Monate), die Ziele zu überprüfen. Ich nenne das die Jahresziele-Zwischenbilanz.

Agilität auch bei den Jahreszielen

Viele von Ihnen kennen agiles Arbeiten, benutzen die Methode Scrum im täglichen Arbeitsleben. Es ist sehr spannend, Aspekte aus dem agilen Arbeiten auch bei den Jahreszielen anzuwenden. Das Schöne am agilen Arbeiten ist ja, dass ich mich in kleinen Iterationen (Sprints) auf mein Ziel hinbewege. Während des Prozesses erhalte ich Feedback, mache Retrospektiven und passe meine Planung im nächsten Sprint an. Dies ist nun kein Aufruf, an Sie, dass Sie alle 2 Wochen Ihre Jahresziele einer formalen Retrospektive oder Jahresziele-Zwischenbilanz unterziehen. Das halten Sie vermutlich nicht lange durch und es ist auch nicht besonders sinnvoll.

Sinnvoll kann es aber sein, die Jahresziele regelmäßig anzuschauen und zu überprüfen. Gerade in Jahren, wo sich viel verändert (und das kann auch ohne einen Virus passieren), verändert sich damit auch Ihr Blick auf Scheitern oder Erfolg.

Ein Beispiel für eine Jahresziele-Zwischenbilanz

Ein Beispiel: Sie sind Führungskraft und haben sich vorgenommen, dieses Jahr ein großes Teamevent mit Ihrem Team zu veranstalten. Sie wollten über die Struktur der Abteilung, die Ziele der Organisation und die Beiträge Ihres Teams sprechen. Und natürlich auch gemeinsam essen, trinken und vielleicht etwas Schönes unternehmen. Das Budget war bereits freigegeben und die ersten Planungsideen lagen auch schon vor. Dann kam Corona. Jetzt können Sie sagen, Ziel nicht mehr erreichbar (das Budget wurde gestrichen, im Team sind zu viele Menschen, die einer Risikogruppe angehören, und so weiter) – Ziel verfehlt, ich bin gescheitert.
Oder, sie passen Ihr Ziel an. Sie stellen fest, dass Sie statt des großen Teamevents in den letzten Wochen viele kleine aber wichtige Dinge auf die Beine gestellt haben. Gemeinsame Lunch & Learn Sessions, virtuelles Feierabendbier, gemeinsame Yogaeinheiten, und und und. Sie haben ganz viel über Führung aus der Distanz gelernt, viel über Ihre Mitarbeiter gelernt (und die auch über Sie) und manche Themen, die Sie im Teamevent ansprechen wollten, haben sich wie von selber jetzt in den Fokus gebracht und sind auf einem guten Weg. Ziel erreicht! Und jetzt bitte nicht vergessen, den Erfolg auch zu feiern.

Führung anders gestaltet

Wenn Sie als Führungskraft schon Anfang des Jahres als Ziel definiert haben, dass Sie sich mit dem Thema Führen auf Distanz mehr beschäftigen wollen, sind Sie fein raus. Wenn das ein bisher unbekanntes Thema war, dann haben Sie einen Punkt gefunden, den Sie vermutlich zu Ihren Zielen für das Jahr 2020 hinzufügen können.

Führen auf Distanz ist sicher nicht für jede Führungskraft ein neues Thema. Aber für viele war und ist die Situation, dass wirklich jede und jeder im Home Office sitzt neu und ungewohnt. Viele Führungskräfte haben sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Eine Anregung von mir, für die Ziele 2020: ziehen Sie Bilanz. Reflektieren Sie (am besten sowohl alleine als auch mit ihrem Team und vielleicht auch mit ihren Führungskräftekollegen) darüber, was gut an der Situation war, was gut geklappt hat und was Sie beibehalten wollen, auch wenn die Zeiten wieder anders sind. Nehmen Sie Gutes mit und blicken Sie nach vorne. Es wäre sehr schade, wenn Sie jetzt versuchen, die Zeit zurückzudrehen und wieder so zu agieren, als hätte es die Zeit des Home Office nie gegeben.

Ziele anpassen

Schauen Sie sich Ihre Jahresziele (und, wenn Sie Führungskraft sind, auch die Ziele Ihrer MitarbeiterInnen) an und prüfen Sie, was Sie erreicht haben, wenn auch ganz anders als ursprünglich gedacht. Sie werden merken, wie gut das tut. Das gibt Ihnen Motivation und Energie um gestärkt in die zweite Jahreshälfte zu gehen.

Nehmen Sie auch nachträglich Dinge auf, die im ersten Halbjahr wichtig, wertvoll und bestenfalls bereits erfolgreich waren. Schließlich konnten Sie Anfang 2020 noch nicht wissen, wie sich das Jahr entwickelt.

Passen Sie Ziele, die noch valide sind, auf die Situation an. Vielleicht wird der Umsatz anders aussehen, vielleicht gibt es andere Produkte. Es ist Ihr Jahresziel, Sie gestalten es.

Zu guter Letzt: Machen Sie einen Termin mit sich selbst. Vielleicht in 3 Monaten, vielleicht zum Jahresende (vielleicht beides), an dem Sie die Jahresziele noch einmal ansehen, reflektieren und die Zwischenbilanz ergänzen. Feiern Sie Erfolge und nehmen Sie Dinge, die Sie nicht erreicht haben aktiv als Lernfeld war. Ist Ihr Glas (mindestens) halb voll? (Wenn Sie für die Refelexion gerne einen Sparringspartner an Ihrer Seite hätten, stehe ich zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich hier, per mail oder über die unterschiedlichen social media Kanäle.