Wiederentdeckt: Das Gedächtnis des Körpers

Über Stress und das Gehirn

„Das Gedächtnis des Körpers“ ist ein Buch von Joachim Bauer, erstmals publiziert im Jahr 2004, aber immer noch aktuell und hochinteressant (in aktualisierter Neuauflage von 2015).
Der Untertitel lautet „Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern“. Viele von uns haben die vage Vorstellung, dass unsere Gene etwas statisches sind, das uns von unseren Eltern mitgegeben wird und an denen man nichts ändern kann. „Das hab ich halt geerbt“ – ja auch, aber das ist nur die halbe Wahrheit!

Unsere Gene sind aktiv

Die neurobiologische Forschung in den letzten Jahrzehnten hat gezeigt, dass dem nicht so ist. Es gibt den Teil der Gene, der erblich festgelegt ist (Bauer nennt das den „Text“ des Gens). Aber es gibt auch einen anderen, sehr wichtigen Teil, der die Genaktivität reguliert. Gene sind aktiv? Oh ja! Die Neurowissenschaft konnte das nachweisen. Das ist gut so, denn das ermöglicht uns lebenslanges Lernen.

Wie wichtig unsere Erfahrungen und unser Erleben im zwischenmenschlichen Bereich ist, ist Vielen noch unbekannt. Joachim Bauer beschreibt in seinem faszinierenden und relativ leicht verständlichen Buch die Tatsache, „dass Faktoren, die Gene steuern und Gesundheit beeinflussen können, zu einem wesentlichen Teil aus dem Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen kommen“. Damit erhalten wir eine völlig neue Verantwortung für uns und unsere Gesundheit. Stress (zum Beispiel bei der Arbeit, im zwischenmenschliche Bereich mit Partner/in, Kindern, Kollegen, Chef/in, durch riskanten Freizeitsport, etc.) löst eine Genaktivität aus, und mit dieser Aktivität werden zahlreiche körperliche Reaktionen ausgelöst. Botenstoffe werden ausgesendet, die ihrerseits Reaktionen in den Zellen triggern (Adrenalin kennt hier jeder, das ist aber nur einer von mehreren Botenstoffen). Dadurch wird das Immunsystem beeinflusst, unser gesamtes Wohlbefinden (Stichwort Depression oder Burnout) aber auch das Gehirn selber. Unter hohem Stress wird ein Gen eines für das Gedächtnis sehr wichtigen Nervenwachstumsfaktors abgeschaltet. Kennen Sie das? Unter Stress vergessen Sie wichtige Dinge, können sich an Namen plötzlich nicht mehr erinnern?

Was ist denn nun Stress? Wann bin ich gestresst?

Stress ist ein sehr individuelles Empfinden, denn Stress entsteht erst durch die Bewertung einer Situation. Und die Bewertung kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen. Was für den einen Stress ist, ist für den anderen vielleicht einfach spannend. Diese Bewertung der Situation findet blitzschnell in unserem Gehirn statt, und zwar basierend auf unseren Vorerfahrungen. Das war früher einmal lebensrettend – ein gefährliches Tier schnell zu erkennen und zu reagieren, ohne lange nachzudenken, hatte große Vorteile. Gefährliche Tiere gibt es in unserem Büroalltag höchstens im übertragenen Sinne. Leider wird eine Situation von uns auch als schwierig oder stressig eingeschätzt, wenn uns in einer früheren Situation einmal eingeredet wurde, dass wir diese Situation nicht gut meistern können (Beispiele aus dem Schulerleben: „Ich kann kein Mathe“, „Ich habe kein Sprachtalent“ oder aus dem Beruf: „Meine Präsentationen sind immer langweilig“, „Kreativität liegt mir nicht, das machen andere besser“).

Über Stress und das Gehirn – mit Coaching das Gehirn trainieren

Machen wir immer wieder negative Erfahrungen in einer ähnlichen Situation, dann werden unsere neuronalen Netzwerke im Gehirn nachhaltig verändert – aber Achtung, das ist keine Einbahnstraße! Das Gehirn ist wandlungsfähig, und wir können lernen, Situationen neu einzuschätzen und zu bewerten. Das ist nicht immer einfach, denn unsere Gene feuern schnell. Aber das Bewusstsein über diese Vorgänge und ein Veränderungswille können neue Trassen schlagen und alte Muster überwinden.

Haben Sie Lust darauf, Ihre Stressoren aufzudecken und neue Verhaltensmuster zu üben? Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme zur Vereinbarung eines unverbindlichen und kostenlosen Kennenlerngespräch.