Normal – ein Zustand, nach dem wir uns sehnen. Ein Zustand in dem wir uns sicher fühlen, wissen woran wir sind. Manchmal ein bisschen langweilig und unkreativ. Viele wünschen sich zur Zeit „ein bisschen mehr langweilig“ in ihrem Leben und haben das Gefühl, kreativer sein zu müssen, als sie je sein wollten. Das ist sehr nachvollziehbar. Und Veränderung ist etwas, was dem Menschen generell schwer fällt. Ein winziger Virus hat nun aber unser altes Normal gehörig durcheinander gewirbelt. Ich bin überzeugt davon, es wird ein neues Normal gehen. Nur wissen wir noch nicht richtig, wie es aussehen wird. Wir tasten uns heran. Ich will nicht abwarten, bis andere für mich das neue Normal gestalten, ich will aktiv mitgestalten – zumindest bei den Themen, die mich angehen und interessieren. Da kam der Aufruf, ein oder mehrere neue #coronarrative in einem gemeinsamen Workshop zu gestalten gerade richtig.

#coronarrative – was ist das?

Narrative sind zunächst einmal vom Wortursprung her einfach Erzählungen. In der Sozialwissenschaft sind Narrative aber sinnstiftende Erzählungen für eine Gruppe. Ein Narrativ, das fast jede und jeder kennt ist die Geschichte „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Eine Kultur, die diesen Aufstieg ermöglicht, muss erstrebenswert sein. Dabei spielt es keine Rolle, wie vielen Menschen es je gelungen ist, vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden. Wichtig ist, dass sich diese Geschichte als gemeinsame Geschichte einer Gruppe etabliert hat und somit „real“ scheint. Ein Narrativ muss also immer auch sehr attraktiv sein, sonst setzt es sich nicht fest. #coronarrative ist also das Bestreben, eine sinnstiftende Erzählung für unsere Gesellschaft in Zeiten von COVID-19 zu finden.

Wie findet man #coronarrative

Zunächst braucht es ein paar engagierte Menschen. Katharina Nolden, Oliver Ewinger und Steffi Maaß haben sich zusammengefunden und dazu aufgerufen, an einem Freitag nachmittag „gemeinsam die Zukunft neu zu denken“. Christiane Brandes-Visbeck hat uns allen mit ihrem Impulsvortrag zum Thema Narrative eine gemeinsame Grundlage gegeben. Die Organisatoren haben sehr clever die Möglichkeiten sowohl die Methoden von Liberating Structures als auch die Möglichkeiten des digitalen Konferenztools genutzt und uns immer wieder in Kleingruppen aufgeteilt in denen sehr persönlich, engagiert und mit tollen Ergebnissen diskutiert wurde. Begleitend gab es ein „Twitter-Gewitter„. Das hat richtig Spaß gemacht. Spannend war auch zu beobachten, wie die Geschichten, die entstanden sind, in den Gruppen schon richtig viel Energie und positive Stimmung freigesetzt haben. Ich fand es einen wunderbaren, positiven, kurzweiligen Nachmittag. Hier sind einige Beispiele für #coronarrative, die entstanden sind:

  • Menschen meistern verbunden und zuversichtlich harte Situationen im Leben
  • Wenn Veränderung, dann sinnvoll. Was ist dein Beitrag?
  • Lokale Lösungen mit globaler Wirkung
  • Nähe über Distanz
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Corona hat unser Gesellschaft-Mobile gehörig durcheinander gewirbelt. Wir sind dabei ein neues Gleichgewicht zu finden.
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Any effort and talent matters
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Krise ist die Zeit für die Mutigen sich zu finden und gemeinsam die Welt zu einem Besseren zu ändern.
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Wir wissen nie was wird, aber wir können dazu beitragen, dass es gut wird. (Mein persönlicher Favorit!)

Was machen wir nun damit?

Narrative werden nicht erfunden und sind damit akzeptiert und in der Gesellschaft angekommen. Wir waren ein vergleichbar kleines Grüppchen, das sich mit dem Thema beschäftigt hat. Wir nutzen die sozialen Medien (vor allem Twitter mit dem hashtag #coronarrative, auf youtube, aber auch Blogbeiträge wie diesen hier) um die Idee zu verbreiten, dass ein neues Narrativ gebraucht wird. Das braucht Zeit und Durchhaltevermögen. Immerhin hat die Berichterstattung schon dazu geführt, dass es viele Stimmen gab, die sagten „nächstes Mal will ich dabei sein“. Und das ist gut. Je mehr Menschen an der neuen, positiven Geschichte mitschreiben, umso eher hat sie eine Chance sich zu verbreiten und durchzusetzen. In diesem Sinne können wir alle dazu beitragen, dass das „neue Normal“ ein schönes, positives Narrativ bekommt. Das tut uns allen gut und ist allemal besser als dem „alten Normal“ nachzutrauern. Denn das wird es nicht mehr geben. Auch nicht, wenn der Impfstoff oder das Medikament gefunden sind – rückwärts geht nicht.

In diesem Sinne: helft mit, positive #coronarrative zu verbreiten. Wenn ihr welche habt, teilt sie unter dem Hashtag auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken. Lasst mich auch gerne direkt wissen, was eure persönliche #coronarrative ist.

Und was hat das mit Führung zu tun?

Führung ist ganz viel Selbstführung. Wer als Führungskraft in der Krise eine negative Einstellung hat, wird Schwierigkeiten haben, sein Team engagiert und motiviert zu führen. Ich coache Führungskräfte und brauche ebenfalls eine positive und optimistische Einstellung um meine Arbeit gut zu machen, daher ist es mir wichtig, dass auch ich eine positive #coronarrative habe. Und ich wünsche allen Führungskräften ebenfalls, dass sie ihre eigene motivierende und nach vorne blickende #coronarrative finden. Gerne unterstütze ich dabei, diese zu finden!