Besprechungen kreativ gestalten

(c) B. Nüchter

Kennen Sie das? Einer spricht (oft Chef oder Chefin) und die anderen daddeln auf dem Smartphone oder arbeiten ihren Mail Postkorb am Laptop ab. Als Führungskraft wollen Sie aber Ihr Team mit einbeziehen, sie wollen engagierte Diskussionen und gute Ideen vom Team. In diesem Artikel gebe ich Ihnen 5 Tipps, wie Sie kreative Besprechungen gestalten können, Ihr Team beteiligen und die Meinung von allen zu hören bekommen.  Alle Tipps sind relativ leicht umsetzbar, Sie müssen nicht erst einen mehrtägigen Workshop für Moderatoren besuchen.

Brainstorming – und alle beteiligen sich

Das Geheimnis hierbei ist, dass Sie nicht das übliche Brainstorming machen, sondern Brainwriting. Wenden Sie diese Methode an, wenn Sie Ideen generieren wollen. Sei es für ein neues Produkt, um ein hartnäckiges Problem zu lösen oder auch nur um Ihren nächsten Teamausflug einmal anders zu gestalten. So geht’s:

  • Material: Moderationskarten in ausreichender Zahl, Stifte, Pinnwand
  • 1. Schritt: Jede und jeder aus dem Team schreibt für sich Ideen auf. Wichtig: auf jeder Karte steht genau eine Idee.
  • 2. Schritt: Die Ideen werden gesammelt und geordnet – doppelte oder ähnliche Ideen nebeneinander hängen.
  • 3. Schritt: Die Ideen werden diskutiert und bewertet. Hier können Sie noch ein weiteres kleines Werkzeug einsetzen und die Ideen in einer Matrix nach Machbarkeit (schwer umsetzbar, leicht umsetzbar) und Originalität (originell und langweilig) ordnen. Beachten Sie dabei, dass eine leicht umsetzbare aber wenig originelle Idee vielleicht trotzdem ein guter erster Schritt sein kann, bis die wirklich originelle Idee dann realisiert wurde.
  • 4. Schritt: Von der kreativen Besprechung zum Plan – wie geht’s weiter

1-2-4-All – Alle werden einbezogen

Diese Methode kommt aus dem sehr empfehlenswerten Liberating Structures Methodenkoffer von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz. Sie ist bestechend einfach und generiert zuverlässig gute Ergebnisse, wenn es darum geht, Ideen zu generieren. Ich finde, sie macht auch mehr Spass als Brainwriting. So geht’s:

  • Material: Papier und Stifte
  • 1. Schritt: Fragestellung sauber formulieren (das ist die Aufgabe von Ihnen, der Führungskraft)
  • 2. Schritt: Jeder macht sich für sich alleine Gedanken zur Fragestellung (1 Minute)
  • 3. Schritt: In Zweiergruppen tauschen sich die Partner darüber aus, was Ihre Gedanken waren, ergänzen und verfeinern (2 Minuten)
  • 4. Schritt: In Vierergruppen tauschen sich die Kolleginnen und Kollegen darüber aus, was Sie bisher zusammengestellt haben, ergänzen und verfeinern
  • 5. Schritt: Jede Gruppe stellt ihre beste Idee vor (keine Wiederholungen – wenn die beste Idee von einer anderen Gruppe bereits vorgestellt wurde, dann die zweitbeste Idee)
  • 6. Schritt: Der Plan – wie geht’s weiter

Die Kopfstandmethode – wirklich kreative Besprechungen!

Keine Angst, weder Sie noch Ihr Team müssen bei dieser Technik in der Lage sein, den Kopfstand sicher zu beherrschen. Sie ist eine Variante des Brainstormings und gut geeignet, wenn Sie mit konventionellen Mitteln irgendwie nicht weiterkommen. Mit dem Kopfstand ist gemeint, dass Sie das Problem „auf den Kopf stellen“. Sie machen eine paradoxe Fragestellung daraus. Wenn Sie also nach Lösungen für das Problem suchen „wie können wir Software mit weniger Fehlern entwickeln“ suchen Sie Lösungen für „wie können wir Software mit möglichst vielen Fehlern entwickeln“. Sie werden erstaunt sein, wie kreativ ihr Team dabei sein kann. So geht’s:

  • Material: Metaplantafel und -karten und Stifte
  • 1. Schritt: Fragestellung sauber formulieren
  • 2. Schritt: Fragestellung umkehren
  • 3. Schritt: Ideen sammeln
  • 4. Schritt: Ideen gemeinsam ansehen – hier kann es Aha Erlebnisse der unangenehmen Art geben.
  • 5. Schritt: Vielleicht tun Sie ja wirklich ein paar Dinge, die das Problem verschlimmern. Schauen Sie sich diese Punkte genauer an
  • 6. Schritt: Kehren Sie die Lösungsvorschläge um und bewerten Sie diese.
  • 7. Schritt: Der Plan – wie geht’s weiter

15% Solutions – vom Zögerer zum Macher

Auch diese Methode kommt aus dem Liberating Structures Methodenkoffer von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz. Mit dieser Methode aktivieren Sie Ihr Team vor allem, wenn es vor einer großen Herausforderung steht und es Tendenzen gibt zu „warten“ bis andere einen wichtigen Teil gelöst haben. Es geht bei dieser Übung darum, herauszuarbeiten, was im eigenen Einflussbereich liegt.So geht’s:

  • Material: Stifte und Papier
  • 1. Schritt: Fragestellung sauber formulieren
  • 2. Schritt: Jedes Teammitglied überlegt für sich, was er oder sie zur Problemlösung beitragen kann, wenn er oder sie 15% Zeit zur freien Verfügung hat
  • 3. Schritt: In Gruppen von 2-4 Teilnehmern stellt eine ihre oder einer seine Idee vor, die anderen beraten sie oder ihn (10 Minuten), bis alle an der Reihe waren. Beraten heißt hier, nachfragen nach der Machbarkeit, eigene Ideen einbringen, Ratschläge geben.
  • 4. Schritt: Der Plan – wie geht’s weiter

Trauen Sie sich, kreative Besprechungen zu moderieren!

Auch diese Art der kreativen Besprechungen sollten Sie gut vorbereiten. Lesen Sie dazu gerne nochmal in einem früheren Blogartikel zum Thema Besprechungen mit dem Team richtig gestalten nach. Sie trauen es sich trotz allem nicht zu, diese Art der Besprechungen mit Ihrem Team zu moderieren? Sprechen Sie mich an – entweder wir arbeiten gemeinsam daran, die Hindernisse abzubauen oder ich unterstütze Sie gerne bei der Moderation. Ich freue mich auch über Feedback, wenn Sie die eine oder andere Methode ausprobiert haben oder noch andere tolle Ideen für kreative Besprechungen haben.