Dramadreieck

(c) B. Nüchter

Kennen Sie das? Sie sind im (vielleicht schon hitzigen) Dialog mit einem Kollegen und plötzlich mischt sich eine dritte Person ein und springt dem Kollegen bei. Plötzlich fühlen Sie sich in einer Unrechtsposition obwohl der Kollege sie vorher beim Chef im Regen stehen lies durch seine Nachlässigkeit.  Um zu analysieren, was in solchen Situationen passiert und wie ich da wieder herauskomme, hilft mir das Modell des Dramadreiecks.

 

Das Dramadreieck

Das Dramadreieck beschreibt ein Beziehungsmuster. Und zwar ein Muster, das uns allen sehr bekannt ist, denn in jedem Märchen und bis heute in jedem (Liebes-)Film findet sich genau dieses Muster wieder.

Dabei gibt es 3 Rollen: Retter, Opfer, Verfolger. Gemeinerweise müssen die einzelnen Akteure in diesem Drama aber nicht immer die gleiche Rolle spielen, oft wechseln sie mitten im Geschehen die Rolle. (Bei den oben erwähnten eher seichten Liebesfilmen passiert das eher nicht: Retter bleibt Retter.) Sie brauchen daher auch nicht immer genau 3 Menschen, 2 reichen völlig und mehr können das Spiel ebenfalls hervorragend spielen. Wobei Spiel ein verniedlichender Ausdruck ist, auch wenn er in der Transaktionsanalyse benutzt wird. Das Dramadreieck hat in der Transaktionsanalyse seine Heimat, ist aber unabhängig davon, ob sie diese kennen oder mögen, ein hilfreiches Modell um Kommunikationspannen zu erkennen.

Im Beispiel oben, springt die dritte Person als Retter Ihrem Kollegen bei, den sie als Opfer empfindet. Sie spielen dann die Rolle des Verfolgers. In der Regel wird aus dieser Diskussion kein fruchtbares Ergebnis mehr herauskommen. Zu sehr sind alle Beteiligten in leider gut eingeübten Rollen verhaftet und agieren schablonenhaft.

Verfolger, Opfer und Retter

Der Verfolger fühlt sich im Recht. Oft gehört hier auch ein gerütteltes Mass an Frustration zur allgemeinen Gefühlslage (wie im Beispiel, die Frustration darüber, beim Chef ein schlechtes Bild abgegeben zu haben). Daraus resultierend wird der Verfolger oft kritisieren, anklagen und Schuld zuweisen.

Das Opfer fühlt sich ob dieses Angriffs hilflos und machtlos. Manchmal sucht es sich dann sogar aktiv einen Retter.

Der Retter hat gute Absichten, will dem Opfer helfen, Dinge klarstellen und zurechtrücken. Aber er ist immer parteiisch, denn der Retter steht an der Seite des Opfers. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht in der Kommunikation und der Verfolger fragt sich, warum seine berechtigte Kritik jetzt plötzlich als mieses Teamwork hingestellt wird. Das wäre eine gute Gelegenheit in die Opferrolle zu wechseln….

Die neutrale Position

Solange Sie in einer der Rollen gefangen sind, kann keine für Sie gute und zielführende Kommunikation entstehen. Diese entsteht nur, wenn es Ihnen gelingt eine neutrale Position einzunehmen. Mit neutral meine ich hier nicht, dass Sie ausschliesslich auf der Sachebene kommunizieren müssen. Sie dürfen und sollten auch auf der Gefühlsebene beschreiben, warum Sie zum Beispiel das Verhalten des Kollegen verletzend fanden. Aber sie vermeiden in der neutralen Position jede Anklage, jeden Vorwurf und jede Kritik. Sie schildern Ihre Gefühlslage und äussern das, was Sie sich vom Gegenüber in Zukunft wünschen.

Das ist nicht immer einfach. Wir haben in der Regel viele Jahre lang viel Erfahrung mit dem Dramadreieck gesammelt. Unbewusst bewegen wir uns in den verschiedenen Rollen. Und genau hierin liegt der Schlüssel: machen Sie sich bewusst, welche Rolle Sie spielen. Oft haben Menschen eine bevorzugte Rolle über die sie in das Spiel einsteigen. Aber vergessen Sie nicht, Sie können alle Rollen.

Ausbrechen aus der Rolle

Wie kommen Sie nun aus der Rolle heraus und können ein solches Drama entschärfen?

Als Opfer fragen Sie sich erst einmal, um was geht es wirklich. Atmen Sie tief durch, bevor Sie irgendeine Antwort geben. Dann können Sie ganz anders auf Ihren Verfolger zugehen und sind nicht direkt in der Rechtfertigungshaltung. Wenn Sie tatsächlich etwas verbockt haben, entschuldigen Sie sich erst einmal dafür und bekunden Ihr Verständnis für seinen Ärger. Wetten, der Dialog geht nun ganz anders weiter?

Als Verfolger wird es für Sie einfacher, wenn Sie davon ausgehen, dass alle Menschen versuchen nach ihrem besten Vermögen zu handeln. Die wenigsten Menschen sind von Natur aus grundsätzlich bösartig und lassen Sie ins Messer laufen. Fragen Sie erst einmal sich selbst, was Sie erwarten und kommunizieren Sie dann Ihre Erwartungen (in meinem Beispiel, dass ein Kollege Ihnen zuverlässig zuarbeitet und rechtzeitig signalisiert, wenn etwas nicht klappt).

Als Retter sollten Sie davon ausgehen, dass Ihre Kollegen erwachsen sind und um Hilfe bitten, wenn sie sie brauchen. Wenn Sie Hilfe geben wollen, fragen Sie zuerst, was Ihr Gegenüber braucht oder von Ihnen an Unterstützung haben möchte. Lernen Sie mit einem „nein, danke“ zu leben. Damit vermeiden Sie manche selbstkreierte Überlastungssituation. Sie vermeiden aber auch die Fälle, in denen Verfolger und Opfer sich plötzlich zusammenschliessen und als gemeinsame Verfolger Sie zum Opfer machen.

Wenn es Ihnen schwerfällt, die Muster zu erkennen und zu durchbrechen, unterstütze ich Sie gerne in einem Coaching. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.