Fehlerkultur: Warum ich bei einem FuckUp-Event mitgemacht habe
FuckUp Lunch – warum sollte ich bei diesem Online Event als Impulsgeberin dabei sein? Was habe ich davon, wenn ich über meine Fehler spreche? Was haben die TeilnehmerInnen des Events davon?
Das Wort Fehlerkultur ist in aller Munde, doch eine echte Fehlerkultur sehe ich nur selten. Noch immer ist es sehr viel angesagter, über tolle Erfolge und erreichte Meilensteine zu berichten und sich zu feiern und feiern zu lassen.
Menschlich ist das ja auch sehr gut nachvollziehbar. Es ist viel schöner, Erfolge zu feiern, als über Misserfolge zu sprechen. Doch wer eine echte Fehler- oder besser Lernkultur etablieren will, ist gut beraten, sich auch mit Fehlern und Misserfolgen öffentlich auseinanderzusetzen.
FuckUp Events
Die erste FuckUp Night fand 2012 in Mexiko statt. Seitdem gibt es diesen Event weltweit. Immer geht es darum, Geschichten über das Scheitern zu erzählen. Wobei „Geschichten erzählen“ fast schon untertrieben ist. Die 10–15-minütigen Vorträge auf den FuckUp Nights werden in der Regel sehr unterhaltsam dargeboten.
Rückblickend sind sie oft komisch, aber auch bewegend und lehrreich. So soll auch jede FuckUp Story mindestens 3 Lehren enthalten, die die Zuschauer mitnehmen können.
Nur wer Fehler macht, kann auch dazulernen. Nur wenn öffentlich über Fehler geredet werden, wird verhindert, dass sie im Verborgenen bleiben und immer wieder gemacht werden.
Dabei kann „öffentlich“ auch erst einmal im eigenen Team sein. Fehler zu vertuschen oder zu verschweigen, ist das Gegenteil von Fehlerkultur. Je nach Fehler kann das auch gefährlich sein.
Inzwischen gibt es sogar Beispiele von Firmen, die FuckUp Events veranstalten. Das fördert die Fehlerkultur und ermuntert Mitarbeiter und Management dazu, das Scheitern aus der Schmuddelecke zu holen, denn offen mit Fehlern umzugehen, ist nur möglich, wenn in der Organisation ein Gefühl der psychologischen Sicherheit herrscht.
Der Wille zu lernen und die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen sind ebenfalls wichtige Elemente.
Um aus Fehlern zu lernen, braucht es keine großartige FuckUp Night – viel besser ist es, wenn es im Lauf der Zeit im Team zur Gewohnheit wird, dass offen über Fehler gesprochen wird.
Fehlerkultur = Lernkultur
Ich habe am FuckUp Lunch des HRperformance Instituts teilgenommen, weil ich aus meinem damaligen Fehler etwas gelernt habe und das mit meinem Netzwerk teilen wollte. Wenn ich meine Erfahrungen mit anderen teile, kann ich dazu beitragen, dass sie in einer ähnlichen Situation nicht die gleichen Fehler machen. Meine Geschichte kann als eine Art Frühwarnsystem fungieren.
Für viele berufliche Lernerfahrungen gibt es ein Zertifikat. Scheitern dagegen ist eines Zertifikats nicht würdig. Aber genau deshalb lohnt es sich, das Scheitern eines Projektes oder Fehler, die ich gemacht habe, aus der Tabuzone herauszuholen. Der FuckUp Event ist sozusagen der Ersatz fürs Zertifikat.
Ich kann für mich sagen, die Reflexion in der Vorbereitung auf meine Präsentation im FuckUp Lunch, hat mir wieder bewusst gemacht, wie viel ich damals gelernt habe.
Auf diese Erfahrung (und noch viele andere aus vielen anderen kleineren und größeren Fehlern) kann ich heute in meinen Coachings und Beratungen zurückgreifen. Das ist meine persönliche Schatzkammer, die ich immer wieder gerne für meine Kundinnen und Kunden öffne.
Fehlerkultur oder Lernkultur?
Ich bin ein großer Fan von achtsamer Sprache. Beim Wort Fehlerkultur stört mich, dass der Fehler betont wird.
Aber genau darum geht es nicht! Es geht nicht darum, „einfach mal Fehler zu machen“ und dann launig darüber zu berichten.
Fehler im Business können sehr teuer sein. Und keiner will Fehler einfach so machen.
Ich mag das Wort Lernkultur lieber, denn es legt den Fokus auf das Lernen aus den Fehlern. Lernen kann ich dann, wenn Fehler nicht unter den Tisch gekehrt werden, sondern wenn wir darüber reden und dann geeignete Maßnahmen treffen, damit der gleiche Fehler nicht noch einmal passiert.
So wird für mich die Geschichte rund.