Unternehmenswerte – Unsere Werte hängen im Foyer!?

Unternehmenswerte – sind Sie schon einmal auf ein Unternehmen gestoßen, das keine Werte hat? Das ist eigentlich unmöglich. Vielleicht hat ein Unternehmen seine Unternehmenswerte nicht veröffentlicht oder auch intern nicht verschriftlicht.

Aber Werte hat es und zeigt es auch im Verhalten den Kunden und Kundinnen, den Mitarbeitenden und den Mitbewerbern gegenüber.

Was sind eigentlich Werte und Unternehmenswerte?

Werte sind immer Substantive, die Eigenschaften bezeichnen: Sicherheit, Ehrlichkeit, Liebe, Vertrauen, Verlässlichkeit, Humor … Es gibt unendlich viele Werte und es gibt keine richtigen oder falschen Werte.

Wer seine Lieblingssuchmaschine bemüht, wird auf einige Seiten stoßen, die Werte auflisten, aus denen ich mir Werte „aussuchen“ kann. Ich empfehle immer, erst selber nachzudenken. Fragen, die Sie sich stellen können, sind:

Was ist mir wichtig?
(mögliche Antwort: dass im Team auch einmal gelacht wird – der Wert dazu könnte Freude, Humor oder Leichtigkeit sein)

Was macht mir besonders viel Spaß?
(mögliche Antwort: wenn ich körperlich und mental an meine Grenzen gehen kann – der Wert dazu könnte Abenteuerlust sein)

Wann ärgere ich mich?
(mögliche Antwort: wenn Menschen zu spät kommen – der Wert dazu könnte Pünktlichkeit oder Verlässlichkeit sein)

Wann bin ich besonders stolz auf mich?
(mögliche Antwort: wenn ich eine fehlerfreie Arbeit abgeliefert habe – der Wert dazu könnte Perfektionismus, aber auch Verlässlichkeit sein. Andere mögliche Antwort: wenn ich eine mitreisende Präsentation abgeliefert habe – der Wert dazu könnte Leichtigkeit sein.)

In welchen Situationen fühle ich mich unwohl?
(mögliche Antwort: wenn ich einem Kunden mehr verkaufe, als er braucht – der Wert dazu könnte Ehrlichkeit sein)

Zu jeder dieser Fragen gibt es immer mehrere Antworten, dabei dürfen Werte auch mehrfach vorkommen (ein Zeichen, dass diese wahrscheinlich besonders wichtig sind).

Wenn Sie etwa 10 Werte gesammelt haben, haben Sie eine gute Basis für das weitere Nachdenken. Diese Übung funktioniert individuell, aber auch im Team – wenn jedes Teammitglied seine Werteliste mitbringt, ist es spannend zu sehen, wie sehr die Werte überlappen oder sich unterscheiden.

Welche Auswirkungen hat das auf das Team? Sprechen Sie miteinander darüber, Sie werden erstaunt sein, wie sich der Zusammenhalt im Team positiv verändert. Und auf einmal haben Sie dann auch Unternehmenswerte definiert.

Wie wirken sich Werte aus?

Unsere Werte entstehen im Lauf unseres Lebens. Sie sind eine Mischung aus Charaktereigenschaften, erlernten Verhaltensmustern, unserem Rollenverständnis und unseren Vorbildern.

Werte können sich übrigens im Lauf unseres Lebens durchaus verändern. Bei mir war in jungen Jahren der Wert Gesundheit nicht besonders hoch (Gesundheit war einfach da). Nach einer schweren Krankheit kam der Wert bei mir sehr hoch auf die Liste, um sich nach ein paar Jahren im Mittelfeld meiner Werte einzupendeln.

Auch Unternehmenswerte können sich verändern – zum Beispiel, wenn der Reifegrad einer Firma sich ändert. Daher lohnt es sich, sich immer wieder einmal mit dem Thema Werte zu beschäftigen.

Unsere Werte beeinflussen unsere Denkmuster, unsere Glaubensmuster und unsere Handlungsmuster. Sie haben damit Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln. Oder kurz gesagt, sie haben Einfluss auf unser Leben.

Immer wenn ich einen hohen Wert habe und danach leben kann, habe ich eine hohe Motivation. Ein Beispiel: ein hoher Wert Vertrauen: in einem vertrauensvollen Umfeld bin ich motivierter als in einem Umfeld, das von Misstrauen geprägt ist.

Damit sind meine Werte auch mein Kompass oder Nordstern. Sie helfen mir im Finden von Gleichgesinnten im Privaten oder von guten Arbeitsumgebungen im Beruf.

Wenn ich mir meiner Werte, bewusst bin, erhalte ich deutlich mehr Selbstwirksamkeit. Ich kann viel aktiver steuern, ich finde schneller heraus, warum etwas „nicht passt“.

Daher tragen Unternehmenswerte auch dazu bei, dass Mitarbeitende wissen, ob es passt.

In welchen Kontexten gibt es Werte?

Jeder Mensch hat seine Werte, aber es gibt Werte auch in Familien, in Gruppen (Freundeskreis, religiöse und kulturelle Kreise) und auch in Organisationen.

In diesen Gruppenkontexten entstehen Werte durch das, was den Menschen gemeinsam wichtig ist. Nicht jedes Mitglied muss exakt die gleichen Werte haben, aber nur mit einer einigermaßen hohen Übereinstimmung entsteht eine Gruppe.

Es gibt also kollektive Wertvorstellungen und damit entsteht eine Kultur.

Genau das Gleiche passiert im Unternehmenskontext. Und immer, wenn es in einem Unternehmen um Unternehmenskultur, um Leitkultur oder um Moral geht, basiert diese Diskussion oder diese Aussage auf den Unternehmenswerten.

Wenn ich weiß, wie Werte in Gruppen funktionieren, ist es auch klar, dass ich Unternehmenswerte nicht verordnen kann. Und sie einfach aufzuschreiben reicht auch nicht, sie müssen gelebt werden.

Unternehmenswerte und psychologische Sicherheit

Google hat ca. 2017 mit dem Projekt Aristoteles versucht, dem Geheimnis guter Teamarbeit auf die Spur zu kommen. Dabei stellte sich heraus, dass der wichtigste Erfolgsfaktor die psychologische Sicherheit im Team ist. (Es gibt noch weitere Erfolgsfaktoren: Zuverlässigkeit, Struktur, Sinn und Einfluss).

Psychologische Sicherheit lässt sich am besten erreichen durch gemeinsame Werte. Gemeinsam insofern, als sie gemeinsam erarbeitet werden und gelebt werden. Das trägt maßgeblich zur psychologischen Sicherheit bei.

Es lohnt sich also für Unternehmen durchaus, sich mit diesem „weichen“ Thema intensiv zu beschäftigen und die Mitarbeitenden dabei durchgehend zu involvieren. Vielleicht dürfen danach die Unternehmenswerte, die heute auf der Unternehmens-Homepage stehen, auch verändert werden.

Zur psychologischen Sicherheit hat Amy Edmondson von der Harvard Business School geforscht. Ich empfehle ihre Videos genauso wie ihr Buch „Die angstfreie Organisation“ (“The fearless organisation“).

Warum es sich lohnt, sich mit den Unternehmenswerten zu beschäftigen

Wir haben immer Werte – als Individuum, als Team, als Unternehmen. Auch wenn ich mir der Werte nicht bewusst sind, steuern sie mein Denken und Handeln. Und gerade, wenn ich mir der Werte nicht bewusst bin, ist es schwieriger, den Finger daraufzulegen, warum ich mich jetzt gerade wohl oder unwohl fühle.

Eine Unternehmenskultur ohne darunter liegende Werte gibt es nicht. Wenn eine Organisation oder ein Unternehmen sich mit dem Thema der Werte beschäftigt, dabei die Mitarbeitenden mit einbezieht, kann ein Gefühl der psychologischen Sicherheit entstehen. Damit wird das Unternehmen fast automatisch erfolgreicher.

Werte sind nicht statisch. Gerade, wenn sich die Welt rasant verändert, in Zeiten der Unsicherheit lohnt es sich, zu überprüfen, ob die Werte noch passen.

Wenn in meiner Organisation beispielsweise der Wert Vertrauen sehr hoch ist und dadurch Sicherheit gegeben wird, ist das wunderbar. Wenn nun die Sicherheit durch äußere Umstände wegbricht, wie kann der Wert Vertrauen noch gehalten werden? Das erfordert Diskussion und ein Auseinandersetzen mit dem Thema.

Vielleicht entsteht dann ein Klima der Innovation statt der Sicherheit – aber das kann jede Organisation nur für sich beantworten.

Werte sollten also bei Ihnen nicht nur im Foyer hängen, sondern gelebt und regelmäßig überprüft werden. Das garantiert eine gute Unternehmenskultur, die auch attraktiv für Talente ist. Gerne unterstütze ich Sie dabei!

(Anmerkung: dieser Blogbeitrag ist aus einem online Impuls entstanden, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Corinna Maag in der Reihe „Die Magie des Führens“ gegeben habe.)