Die letzten beiden Wochen war es ruhig um mich in den Social Media. War das Digital Detox? Nicht ganz, ich war im Urlaub und habe nur gelegentlich „mitgelesen“ oder auch mal kurz kommentiert oder ein Like hinterlassen. Darf man das heutzutage noch, wo wir uns doch alle so sehr um unser Personal Branding und unsere Wirkung nach aussen sorgen? Darf ich auch als Führungskraft einfach mal 2 Wochen abtauchen?

Digital Detox? Was bringt es?

Ich mag den Begriff nicht besonders, denn er suggeriert, dass die digitale Welt etwas Schlechtes ist. Aus meiner Sicht macht die Dosis das Gift. Aber ich bin mir durchaus bewusst, dass der Umgang mit den sozialen Medien und mit den dazu gehörenden technischen Mitteln problematisch werden kann. Onlinesucht oder Internetabhängigkeit ist ein reales Problem und wird leider oft von weiteren Leiden begleitet (Depressionen, Übergewicht…). Viele Programme (zum Beispiel Facebook), mit denen wir täglich umgehen, sind auch in der Tat darauf ausgelegt, dass wir sie mmer wieder aufrufen. Sie leben davon, dass wir befürchten, etwas zu verpassen (FOMO oder Fear of Missing Out) und nützen die Funktionsweise unseres Gehirns dafür sehr clever aus. Unser Gehirn wurde zwar nicht für Social Media entwickelt, aber Dopamin, das Glückshormon, wird auch beim Nutzen von Social Media oder von online Spielen ausgeschüttet und unterscheidet sich nicht vom Dopamin, das ausgeschüttet wird, wenn ich etwas besonders mit Tolles mit meiner Familie erlebe.

Macht Digital Detox, also ein Entgiftungsprogramm doch Sinn? Ich glaube, das muss jede und jeder für sich selber entscheiden. Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei der Internetsucht um eine Verhaltenssucht handelt. Anders als bei Alkoholsucht, bei der die Sucht vom Konsum eines bestimmten Stoffes abhängt. Auf das Internet komplett zu verzichten ist durchaus schwer: Banking geht zunehmend nur noch online, Versicherungen oder Stromanbieter stellen auf Apps um und so weiter. Also geht es darum das eigene Verhalten zu „kontrollieren“.

Der Neurowissenschaftler Henning Beck, gibt dazu 10 sehr alltagstaugliche Tipps. Manche davon haben Sie sicher schon mal gehört: Keine Smartphone-Zeit vor dem Schlafengehen, Smartphone nicht in Sichtweite legen und so weiter. Mein Vorschlag: ausprobieren! Dabei können Sie sich gut beobachten und bemerken sowohl, was Ihnen gut tut, was Ihnen schwerfällt und wo Sie vielleicht ein wenig auf Verhaltensänderung hinarbeiten könnten.

Digital Detox als Führungskraft – einfach mal abschalten?

Jeder Mensch braucht Pausen und Zeit um sich zu regenierieren. Einfach mal abschalten, andere Dinge sehen, hören und erleben. Es ist kein Unterschied, ob ich Führungskraft bin oder Mitarbeiter / Mitarbeiterin. Führungskräften fällt es aber oft schwerer, loszulassen. Ein paar Tipps dazu:

  • Eine gute Vertretungsregelung
    Wer vertritt Sie, wenn Sie nicht anwesend sind (das kann Urlaub, eine Dienstreise, aber auch eine Krankheit sein)? Besprechen Sie mit ihrer Vertretung die Aufgaben und die Kompetenzen. Was darf entschieden werden, was kann warten, was muss eventuell nach oben getragen werden.
  • Respektieren Sie die Entscheidungen Ihrer Vertretung
    Auch wenn Sie es vielleicht anders gemacht hätten, Sie haben delegiert und sollte jetzt diesen Weg unterstützen. Natürlich darf darüber diskutiert werden, ob es andere Wege gegeben hätte, wenn Fehler gemacht wurden, darf daraus gelernt werden.  Aber Hand aufs Herz – Sie haben bestimmt auch schon einmal suboptimal entschieden, oder?
  • Seien Sie Vorbild
    Zeigen Sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass es funktioniert, wenn Sie einmal ein paar Tage oder sogar 2-3 Wochen keine emails beantworten und nicht online präsent sind.
  • Kommunizieren Sie klare Erwartungen an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    Eine Notfall-Handynummer zu haben, wenn wirklich alle Stricke reissen, ist eine Sache. Von seinen Mitarbeitenden zu erwarten, dass täglich die Emails gecheckt werden, „falls wir etwas brauchen“ untergräbt die Idee des Urlaubs. Ich finde das sogar übergriffig und unverschämt.

Pausen sind wichtig

Pausen können länger oder kürzer sein. Im Arbeitsalltag sind kurze kleine Pausen wertvolle Energiespender. Ein Urlaub bietet die Gelegenheit den Energietank wieder einmal richtig gut zu füllen. Machen auch Sie Pausen um:

  • Sich Auszuruhen und Auszuschlafen
  • Körperlich und geistig Aufzutanken und Kraft schöpfen
  • Die Seele baumeln lassen, einfach mal abzuwarten was der Tag so bringt, ohne Plan, Stress und Hektik
  • Mal wieder ein richtig gutes Gespräch mit dem Partner, den Kindern, Freunden zu führen
  • Sich Zeit nehmen für ein schönes Essen, dafür einzukaufen und es gemeinsam zu kochen
  • Wieder einmal ein Buch (ich meine das Ding aus Papier, gedruckt und gebunden) zu lesen
  • Die Natur beim Wandern oder Spazierengehen zu geniessen
  • Den Vögeln zuzuhören, wie sie morgens den Tag begrüssen
  • Im Schwimmbad oder im Meer zu schwimmen und zu spüren, wie das Wasser einen trägt
  • Ein Museum zu besuchen, die Ausstellung zu geniessen und sich dann noch einen Kaffee oder Aperitif im Museumscafe gönnen und vielleicht mit der Begleitung das Gesehene Revue passieren zu lassen.
  • Einfach nur so einen Kaffee zu trinken, Leute zu beobachten und den Tag geniessen

Wer ohne Pausen durcharbeitet, macht mehr Fehler, ist weniger leistungsfähig und schadet langfristig seiner Gesundheit. Nur wer regelmässig Pausen macht, kann kreativ sein.

Minimales Digital Detox: Kleine Pausen im Alltag gut gestalten

Es ist inzwischen in mehreren Studien gezeigt worden, dass auch kleine Pausen im Arbeitsalltag zwischendurch sehr gut geeignet sind, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Viele Tipps dazu finden Sie auch unter dem Stichwort Achtsamkeit. Überlegen Sie sich, was für Sie eine gute „kleine Pause“ sein kann. Hier ein paar Ideen:

  • 2 Minuten aus dem Fenster schauen (das ist auch gut für Ihre Augen, wenn Sie viel am PC oder Laptop sitzen)
  • Falls Sie in einem Bürogebäude arbeiten: die Toilette auf einem anderen Stockwerk aufsuchen und dafür die Treppen nehmen
  • Mit Kolleginnen oder Kollegen eine Kaffeepause machen (und wenn es geht, nicht nur über die Arbeit reden). Kaffeepasuen gehen im Büro genauso wie digital.
  • Gehen Sie ein paar Schritte – wenn Sie die Möglichkeit haben, am besten im Freien
  • Trinken Sie langsam und bewusst ein Glas Wasser
  • Machen Sie eine Kurzmeditation – auch ein paar bewusste, tiefe Atemzüge sind schon sehr wohltuend.

 

In diesem Sinne: Geniessen Sie den Sommer. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit und viel Erfolg damit, die kleinen Pausen in den Alltag einzubauen und zu geniessen, aber auch einen wunderschönen Urlaub. Ich stehe Ihnen gerne auch in der Sommerzeit für Coachings (online oder in Präsenz), Beratungen und Sparrings zur Verfügung, denn ich hatte meine Auszeit gerade eben. Sich um sich selber zu kümmern, kann auch heissen, sich ein Coaching zu gönnen um ein Thema näher zu beleuchten. Manchmal bietet sich dafür gerade auch die Urlaubszeit an, wenn der Kopf freier ist.