Design Thinking ist eine Methode, die es Teams erlaubt, kundenorientiert Produkte zu entwickeln. Und der Begriff „Methode“ wird Kennern dieses Prinzips nicht gefallen, denn es ist weit mehr als nur nach einer Checkliste bestimmte Schritte abzuarbeiten – es ist eher eine Philosophie, eine Arbeitsweise und Denkweise.

Sie haben es sicherlich schon erlebt, kreativ sein auf Knopfdruck geht in der Regel nicht. Kreative Lösungen für komplexe Problemstellungen zu finden gelingt in der Regel auch nicht alleine. Mit Design Thinking können Teams anhand eines Prozesses gemeinsam mit dem Kunden kreative Lösungen entwickeln.

Design Thinking wurde von der Stanford Universität entwickelt. In Deutschland ist eine der führenden Fakultäten, die Design Thinking unterrichten, das Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam. Es gibt eine Liste von sehr spannende Projekten, die zeigen, wie vielfältig anwendbar diese Methode ist. Eine grosse Anzahl namhafter Firmen wendet heute diese Methode für ihre Produktentwicklung an.

In diesem Artikel erkläre ich nicht im Detail wie Design Thinking funktioniert, ich empfehle eine kurze Abfrage mit der Suchmaschine Ihrer Wahl oder den Crashkurs der Stanford d.School. Mir geht es heute vor allem um den Umgang mit der Veränderung.

 

Der Mensch im Mittelpunkt

Beim Design Thinking steht der Mensch im Mittelpunkt. An erster Stelle steht der Nutzer oder die Nutzerin des Produktes. Aber auch das Team, das dieses Produkt entwickelt, ist ein wichtiger Faktor. Beim Entwicklungsteam wird viel Wert auf Vielfältigkeit gelegt. Unterschiedliche Disziplinen, unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliches Wissen, unterschiedliche Sichtweisen werden benötigt, um ein effizient arbeitendes Team zu erleben. Idealerweise sind diese Personen auch offen für Neues, für andere Sichtweisen und neugierig. Offener und interdisziplinärer Austausch im Team und mit dem Kunden sind wichtige Voraussetzungen für den Erfolg des Teams.

Der Kunde spielt eine besonders wichtige Rolle. Das Design Thinking Team muss genau verstehen, wer der Kunde oder die Kundin ist und eine genaue Vorstellung davon haben. Oft werden dafür sogenannte Personas erstellt. Wenn ein echter Kunde als Sparringspartner zur Verfügung steht, ist das sehr wertvoll. Gleichzeitig ist es aber wichtig zu hinterfragen, ob dieser echte Kunde alle Kunden repräsentieren kann.

Dass der Mensch in diesem Prozess besonders wichtig ist, sieht man in der Regel auch am Arbeitsumfeld. Ein Design Thinking Team wird nicht in klassischen Einzel- oder Zweierbüros zu finden sein. Die Arbeitsumgebungen, die man mit Startups verbindet, erlauben es viel besser, kreativ tätig zu sein. Also sind Stehtische, Sofas, Pinwände oder Whiteboards (viele davon!), mobile Trennwände, unterschiedlichstes Material (Papier, Post-Its, Spielsteine und Spielfiguren, Stoffe, Bastelmaterial jeglicher Art), aber natürlich auch Schreibtische in diesen Räumen zu finden.

 

Die Führungskraft

Erfolgreiches Design Thinking geht von einem ergebnisoffenen Prozess aus. Es lebt vom Ausprobieren (neudeutsch Prototyping). Es lebt auch davon, Fehler zu machen, diese schnell zu erkennen und besser weiterzumachen. Als Führungskraft muss Ihnen dies bewusst sein. Die Führungskraft kann nicht mehr vorgeben, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Produkt mit bestimmten Merkmalen zur Verfügung steht. Das Team gemeinsam mit dem Kunden begeben sich auf einen Weg – das Ziel mag sich dabei immer wieder verändern. Die Führungskraft ist verantwortlich für das Risiko Management.

Das kostet Sie als Führungskraft viel Disziplin. Schliesslich sind Sie auch für Kosten, Termine und Qualität verantwortlich. Kümmern Sie sich um das Risikomanagement. Aber vertrauen Sie auch dem Team. Stellen Sie sicher dass es gegenseitiges Verständnis für den Prozess, die Aufgaben der Einzelnen im Prozess und die Ziele und Visionen der Firma gibt. Vor allem bei letzterem sind Sie als  Führungskraft gefragt. Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg.

Idealerweise spielen Sie auch eine Schlüsselrolle bei der Zusammensetzung des Teams: interdisziplinär und vielfältig sind die wichtigsten Kriterien. Sollten Sie ein gesetztes Team haben, das sich neu in der Design Thinking Methode übt, achten Sie darauf, dass die sicherlich vorhanden Vielfalt auch gelebt werden kann und unterschiedliche Meinungen und Ansichten wertgeschätzt werden. Es ist Ihre Aufgabe, für den respektvollen Umgang miteinander zu sorgen.

Wenn Ihre Firma Design Thinking neu einführt, sollten unbedingt auch die Führungskräfte geschult werden. Wenn Sie den Prozess einmal erleben – vor allem, welche Kraft und Kreativität dabei entfaltet werden kann, verstehen Sie viel besser, was das Team sich erarbeitet. Und fangen Sie erst einmal klein an – das erlaubt Ihnen, zu lernen.

 

Meine persönlichen Erfahrungen zu Design Thinking

Vorneweg: Design Thinking ist fantastisch. Ich habe erlebt, wie Teams regelrecht beflügelt wurden und mit Spass eine tolle Leistung gebracht haben. Meine Erfahrungen habe ich bei IBM in der Software Entwicklung gesammelt. Wie Design Thinking bei IBM funktioniert, wird von der IBM Academy in einem knapp 6-minütiges Video erklärt.

Damit ein grosser Wandel wie die Einführung von Design Thinking funktioniert, sind aus meiner Erfahrung folgende Dinge wichtig:

  • Das Management steht dahinter, dass mit Design Thinking etwas Neues ausprobiert wird und erlaubt Fehler. Erwarten Sie nicht, dass gleich von Anfang an alles schneller und besser funktioniert.
  • Es wird ganz klar auf allen Ebenen kommuniziert, warum diese Methode eingeführt wird und was damit erreicht werden will. Jede einzelne Führungskraft versteht die Strategie und kommuniziert sie konsistent.
  • Nehmen Sie Ihre Kunden mit auf diese Reise der Veränderung, vor allem, wenn sie bisher eher wenig Mitspracherecht hatten. Auch die Kunden müssen sich umstellen, lernen Feedback zu geben und Zeit zu investieren in Feedback Sitzungen. (Wenn klar wird, wie das Feedback umgesetzt wird und wieviel besser damit das Produkt wird, schwindet im Lauf der Zeit diese Hürde.)
  • Schaffen Sie die Rahmenbedingungen wie Material und flexible Räume (es muss nicht alles vom Feinsten sein, aber wenn die Teams wie Heringe in der Dose in einem zu kleinen, schlecht möblierten Raum arbeiten sollen und um jedes Päckchen Material betteln müssen, wird wenig Kreatives dabei herausspringen).
  • Starten Sie mit einem kleineren Projekt um erste Erfahrungen zu sammeln. Kommunizieren Sie an alle Teams in der Firma, welche Ergebnisse erzielt wurden aber auch welche Schwierigkeiten überwunden werden mussten.
  • Schulen Sie nicht nur die Design Thinking Teams sondern auch das komplette Management,     damit Verständnis auf allen Ebenen herrscht.

Holen Sie sich Unterstützung

Sie stecken mitten in einem Veränderungsprozess und es läuft nicht rund? Gerne unterstütze ich Sie und ihr Team dabei, mit der Veränderung generell aber auch mit dem Design Thinking Prozess gut umgehen zu können. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.