unconscious biasUnconscious bias – unbewusste Vorurteile: dies ist ein Konzept, das mir sehr vertraut ist. Ich versuche auch selber sehr darauf zu achten, wann sich ein Vorurteil einschleicht. Umso erstaunter war ich, als ich in einer Studie der Initiative Chefsache lesen konnte, dass 53% der befragten Führungskräfte dieses Konzept nicht kennen. Über die Hälfte aller Führungskräfte hat sich mit dem Thema noch nie beschäftigt!

Warum lohnt es sich, sich mit seinen eigenen unbewussten Vorurteilen zu beschäftigen? Wer das nicht tut, hat Schwierigkeiten ein vielfältiges Team zusammenzustellen. Diversität oder Vielfalt aber sind heute unglaublich wichtig, um in Teams kreative Arbeit zu erleichtern. Nicht zuletzt hat ein solches unbewusstes Vorurteil auch Auswirkung auf die Chancengleichheit von Mann und Frau. Unconscious bias trägt dazu bei, dass Führungskräfte sogenannte „mini-me’s“ einstellen. Also stellen Männer auch Männer ein. Die Frauen haben das Nachsehen. Aber auch andere „als anders“ empfundene Menschen haben das Nachsehen. Natürlich wird jeder Mann immer gute Gründe für seine Entscheidung finden, unser Gehirn ist prima darin trainiert Bauchentscheidungen rational zu verankern.

Wahrnehmung und Wirklichkeit

Die große Mehrheit der Führungskräfte, die in der oben genannten Studie befragt wurden, findet, dass Frauen und Männer die gleichen Karrierechancen haben. Allerdings fördern nur 16% der Firmen flexible Arbeitszeitmodelle. Nur 1,9% der befragten Führungskräfte arbeiten in Teilzeit (aber 17,5% der Frauen. Da kann man sich vorstellen, wie wenig männliche Führungskräfte in Teilzeit arbeiten.) Nur 19% der befragten Firmen bieten Führungskräfte überhaupt Teilzeit an. Schreiben wir wirklich das Jahr 2018?

Es gibt so unglaublich viele gut ausgebildete, intelligente Frauen und seit ich im Berufsleben bin (und das sind einige Jahre), redet man(n) von Chancengleichheit. Trotzdem gibt es noch solche Zahlen. 41% der Unternehmen will übrigens anscheinend gar nicht wissen, wo sie stehen. Sie erheben keine regelmässigen Daten über den Frauenanteil auf den verschiedenen Hierarchiestufen und/oder bei Beförderungen. (Und weitere 18% der Befragten wussten nicht, ob diese Daten erhoben werden.)

Unconscious bias – nicht nur ein Gender-Thema

Die Studie der Initiative Chefsache beschäftigt sich mit dem Thema Chancengleichheit für Frauen. Ich sehe aber Auswirkungen, die weit über den Bereich des Genders hinausgeht. In Deutschland hat mehr als jeder vierte Student Migrationshintergrund. Wenn die Führungskraft Max Mustermann sich seines unconscious bias nicht bewusst ist, wird er sich schwer damit tun jemanden einzustellen, der anders aussieht und einen fremdländischen Namen hat. Wollen wir auf dieses Potenzial wirklich verzichten? Wo bleibt da der Druck des viel zitierten Fachkräftemangels?

Viele Teams arbeiten heute länderübergreifend zusammen. Auch da gilt es, den unconscious bias zu thematisieren und sich seiner eigenen Vorurteile bewusst zu werden. Nur wenn uns Gedanken bewusst sind, können wir sie überprüfen und (hoffentlich) korrigieren. Unser Gehirn ist immer noch darauf optimiert, in kürzester Zeit festzulegen ob etwas vertraut (OK) oder fremd (potentiell gefährlich) ist. Und es kann das richtig gut. Diese schnelle Einschätzung war in der Steinzeit ein überlebenswichtiger Mechanismus. In der heutigen Zeit wünsche ich mir, dass die Menschen immer öfter innehalten und ihre erste Reaktion überprüfen und korrigieren. Die vielzitierte und viel gepriesene Achtsamkeit kann da helfen – aber Studienergebnisse wie die erwähnten zeigen, dass die Achtsamkeit noch nicht wirklich im Alltag angekommen ist.

Jammern hilft jedoch nicht. Wenn Sie Interesse daran haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Ihren eigenen unbewussten Vorurteilen auf die Spur zu kommen, unterstütze ich Sie gerne. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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