Digitalisierung und Kulturwandel – große Fehlanzeige?

von | Jun 4, 2018 | Führung

Warum soll Digitalisierung einen Kulturwandel bedeuten? Vor kurzem bin ich auf eine Studie des Unternehmens IFS gestoßen, die eine große Anzahl Entscheider zum Thema Digitalisierung befragt haben. Interessant waren dabei für mich die Unterschiede, wie Digitalisierung in Deutschland gesehen wird im Vergleich zur internationalen Konkurrenz. (Update: leider ist diese Studie online nicht mehr verfügbar.)

Einsparungen als Motivation?!

In Deutschland ist laut IFS der Haupttreiber für die Digitalisierung das daraus entstehende Einsparungspotential. Ein Drittel der befragten Unternehmen wollen hauptsächlich Kosten sparen. Im internationalen Vergleich ist aber der Haupttreiber für die Digitalisierung der Wunsch nach einer Beschleunigung von Innovationen. International ist also der Kulturwandel viel wichtiger.

Das hat mich nachdenklich gemacht. Sparen wir uns in Deutschland zu Tode? Klar, auch das Ausland will Kosten sparen. Jeder vernünftige Unternehmer macht einen Business Case und will ein „Return on Investment“ sehen. Sonst gibt es das Unternehmen bald nicht mehr.

Die Frage ist aber doch, wenn ein Unternehmen in die Digitalisierung investiert (und investitionsbereit sind die Unternehmen), darf ich dann die Innovation und die Erschließung neuer Märkte ganz an den Schluss meiner Prioritäten stellen? Sollten wir uns nicht die Frage stellen, was dieser Kulturwandel an Vorteilen mit sich bringt?

Es fallen mir sofort ein paar Beispiele ein, die zeigen, dass Unternehmen die Innovationskraft der heutigen Wirtschaft unterschätzt haben: Opel (gerade wieder in der Presse mit Meldungen zum Stellenabbau), Quelle und Neckermann (schon eine Weile her, aber dennoch zeigt Amazon, dass im Versandhandel Musik ist), Nokia (ok, kein deutsches Beispiel aber sehr einprägsam, wie das Verpassen eines Trends eine Weltfirma in die Knie zwingen kann).

Kulturwandel ist bei diesen Beispielen Fehlanzeige. Das Verharren im Alten, Gewohnten ist dominant.

Wasserfall versus agil

Passend dazu ist mir aufgefallen, dass das gute alte Wasserfallmodell bei der Produktentwicklung immer noch sehr lebendig ist. Eine Bitkom Studie zeigt auf, dass 36 % der befragten Unternehmen hauptsächlich oder eher nach dem Wasserfallmodell neue Produkte entwickeln.

Nur 15 % geben an, hauptsächlich iterativ oder inkrementell vorzugehen. Auch das bedeutet einen Kulturwandel. Beruhigender weise bindet aber über die Hälfte der Unternehmen ihre Kunden in den Entwicklungsprozess ein – wie genau das aussieht, ist nicht spezifiziert. Interessant wäre, zu sehen, was die Kunden sagen.

Schön ist auch, dass die Führungskräfte gut wegkommen: 75 % der Führungskräfte unterstützen laut dieser Studie agiles Handeln und Denken. Irgendwo ist da noch ein Bruch. Die Bereitschaft und das Bewusstsein scheint sehr hoch zu sein, angekommen ist der große Wandel aber scheinbar noch nicht.

Zukunftsfähigkeit sichern

Damit die deutsche Industrie gut aufgestellt bleibt, wünsche ich mir mehr Fokus auf Innovation, mehr Mut zu agilen und kreativen Methoden und weiterhin die Bereitschaft in die Digitalisierung zu investieren. Kurz, Offenheit für den Kulturwandel.  Gerne unterstütze ich Sie bei ihrem persönlichen Kulturwandel. 

Ich bin Birgit Nüchter, Führungskräftecoach, Karrierecoach und Beraterin.

Birgit Nüchter

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