Beidhändige Führung – ein super Rezept für den Führungsalltag
Geht es Ihnen manchmal auch so, man entdeckt ein Thema wieder und plötzlich ist es überall? So geht es mir zurzeit mit dem Begriff „Beidhändige Führung“.
In Vorbereitung auf eine Veranstaltung habe ich mich diesem Begriff wieder genähert und plötzlich ist er überall. Erstaunlicherweise kennen diesen Begriff aber wenig Führungskräfte.
Die Führungsstile der 80er und 90er
Es scheint so, als wären die tradierten Führungsstile fest verankert in der Denke der Unternehmen und ihrer Führungskräfte. Fast jede und jeder kann etwas mit den Begriffen „autoritärer, demokratischer/kooperativer oder laissez-faire Führungsstil“ anfangen. Auch von einem situativen Führungsstil haben viele Führungskräfte schon gehört – definieren können Sie ihn selten aus dem Stegreif.
Als Denkmodelle haben diese Führungsstile durchaus einen Wert. Überholt sind sie aber insofern, als sie alle in einer völlig anderen Welt entstanden sind und wenig flexibel sind.
Heute ist Führung deutlich komplexer geworden. Veränderungen sind tiefgreifend, passieren schnell und machen oft Angst. Mit einem einzigen Führungsstil kommen Sie da nicht weiter.
Die Erwartungen der Mitarbeiter
Egal, wie Sie Ihren persönlichen Führungsstil benennen, Mitarbeiter erwarten von Ihnen als Führungskraft, dass Sie die Richtung bestimmen (idealerweise im Einklang mit den übergeordneten Unternehmenszielen), Teamwork eine große Rolle spielt, Talente erkennen und fördern.
Eine Führungskraft muss Vorbild sein und mit Vertrauen führen. Diese Eigenschaften passen zur Welt, in der wir heute leben. Diese Welt wird oft mit VUKA charakterisiert: volatil (instabil), unsicher, komplex und ambig (mehrdeutig). Es leuchtet ein, dass in einer solchen Welt EIN Führungsstil nicht funktioniert. Die beidhändige Führung passt gut in diese VUKA Welt.
Beidhändige Führung
Der Begriff der beidhändigen Führung hilft in einer unsicheren und sich rasant verändernden Welt sehr.
Beidhändig bedeutet sehr stark verkürzt, dass die Führungskraft sowohl sich dem Alltagsgeschäft widmet – das oft erheblich zu Umsatz und Gewinn einer Firma beiträgt aber auch Zeit damit verbringt, Kreativität und neue Ideen zu fördern.
Ein Beispiel, das viele kennen, ist das 80/20 Modell von Google. 80% der Arbeitszeit verbringt ein Mitarbeiter mit seinen dedizierten Aufgaben, 20% sind zur freien Verfügung für neue und innovative Projekte und Experimente. (Dazu gibt es übrigens viele Stimmen, die sagen, dass das nie wirklich funktioniert hat. Und das wäre Thema für einen weiteren Blogbeitrag…. )
Beidhändige Führung
heißt also, einerseits Tagesgeschäft mit klaren Aufgaben und Prozessen und einer definierten Zielerreichung (dieser Teil wird auch transaktionale Führung genannt).
Andererseits sollen Sie die Kreativität der Mitarbeiter fördern, Interesse und Begeisterung wecken für neue Aufgaben, Verantwortung delegieren und weniger Vorgaben über das „wie“ der Zielerreichung machen (das ist die transformationale Führung).
Die Herausforderung für die Führungskraft
Für Sie als Führungskraft ist beidhändige Führung einerseits komplex, andererseits aber auch erleichternd. Die Alltagsarbeit muss erledigt werden, es geht nicht nur um Kreativität und New Work in allen Facetten.
Besonders wichtig werden für Führungskräfte aber die Erwartungen der Mitarbeiter. Wenn die Richtung nicht klar ist, die Werte und der Sinn der Arbeit nicht klar sind, Verantwortung nicht delegiert wird, ist Innovation und Kreativität schwer umzusetzen.
Die Führungskraft muss pragmatisch sein, Experimente zulassen, Scheitern erlauben, gemeinsam mit dem Team aus Fehlern lernen.
Führungskräfte müssen aber auch in der Lage sein, den Kontext immer wieder zu wechseln. Sie müssen sich bewusst sein, ob sie sich im transaktionalen oder transformationalen Umfeld bewegen. Aus den beiden Kontexten ergeben sich sicher immer wieder Widersprüche und Konflikte, die aufgegriffen und gemeinsam mit dem Team geklärt werden müssen.
Beidhändige Führung umsetzen
Die gute Nachricht – beidhändige Führung können Sie lernen und üben. Hilfreich ist es, wenn Sie sich bewusst machen, welches die Konfliktfelder oder die potenziellen Widersprüche in ihrem Umfeld sind. Dann können Sie sich darauf einstellen. Überlegen Sie, wer in Ihrem Team Sie bei der Herausforderung des Wechsels von transaktional zu transformal unterstützen kann.
Gibt es Fertigkeiten und Kompetenzen, die Sie noch ausbauen wollen? Habe ich sogar schon Erfahrung mit beidhändiger Führung und wie ging es mir damit? Was ist mir besonders gut gelungen? Bei der Reflexionsarbeit und auch bei der Umsetzung ihres beidhändigen Führungsstils unterstütze ich Sie gerne.
Literaturtipp: Julia Duwe, Beidhändige Führung: Wie Sie als Führungskraft in großen Organisationen Innovationssprünge ermöglichen, Gabler Verlag, 2018