Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass ich diesen Winter schon mein 5-jähriges Jubiläum als Business Coach feiern darf. Das ist der Anlass für mich, weiter zurückzuschauen als ich das sonst beim normalen Jahresrückblick tue. Was habe ich in den letzten 5 Jahren lernen und erfahren dürfen?

Gemeinsam gehts leichter

Als Selbständige und Einzelunternehmerin ist man alleine unterwegs. Das war für mich ein Punkt, an den ich mich erst gewöhnen musste. Als Angestellte hatte ich schliesslich immer ein Team, Chefs oder Chefinnen (oft im Plural) und viele Nachbarteams um mich herum. Das Sparring, der Austausch mit Gleichgesinnten hat mir gefehlt. Das habe ich schnell erkannt und mir neue Netzwerke und Verbindungen gesucht. Anfangs der Steinbeis Verbund, dann unterschiedliche (Frauen-)netzwerke, die Working Out Loud Community und seit Corona auch die Lunch & Learn Community.

Der Austausch, das gemeinsame Lernen, die manchmal auch kontroversen Diskussionen sind bereichernd und helfen mir, immer wieder über meinen Tellerrand hinauszuschauen, zu lernen und auch einmal gemeinsam zu lachen. Die Mischung aus „ich bin meine eigene Chefin“ und „ich habe ein Team, das ich mir selber aussuche“ ist für mich ideal. Ich erfülle mir damit verschiedene Bedüfnisse: Das Bedürfnis nach Selbstbestimmheit, das Bedüfnis nach Gemeinschaft, das Bedürfnis nach Weiterbildung, das Bedürfnis, mein Wissen weiterzugeben. Das Netzwerk aktiv zu pflegen ist ein Zeitaufwand, der sich für mich in vielfältiger Form lohnt und mich zufrieden macht.

Unterstützung annehmen und aktiv suchen

Als Selbständige war ich plötzlich alles in Personalunion: Coach, Trainerin, Sekretärin, Buchhalterin, Akquisefachfrau. Manche dieser Dinge kann ich gut und mache ich gerne, andere kann ich gut und mache ich nur ungern. Und dann gibt es noch die, die ich nicht gerne und auch nicht gut mache. Anfangs habe ich fast alles selber gemacht (ich hatte ja Zeit, denn der Kundenstrom hält sich in den ersten Monaten normalerweise in Grenzen). Und bei vielen Dingen war es auch gut, es einmal selber zu machen, um die Details zu verstehen. Aber wenn die Kundenanfragen mehr werden, ist es wirtschaftlich, eine ungeliebte Aufgabe an Menschen zu geben, die die besser, schneller und lieber machen als ich selber. Meine anerzogene schwäbische Sparsamkeit hat da manches Mal aufgemuckt. Aber es lohnt sich! Mir geht es damit besser und ich habe mehr Zeit und Energie für die Dinge, die mir wichtig sind.

Beim Suchen nach Unterstützung ist übrigens auch das Netzwerk wirklich Gold wert! Zum einen finden sich hier vielleicht die gesuchten Personen, oder es gibt gute und erprobte Empfehlungen.

Online kann richtig klasse sein

Vor 5 Jahren war meine Vorstellung die, dass meine Kunden zu mir in meinen Coaching Raum kommen und wir uns in Präsenz austauschen. Ab und zu gehe ich zu Unternehmen und nutze dort die Räume. Trainings finden in dafür konzipierten Konferenzzentren statt. So lief das auch die ersten 3 Jahre und alles war wunderbar. Dann kann ein kleiner heimtückischer Virus und hat die Welt und mein Business auf den Kopf gestellt. Schockstarre oder Weiterentwicklung? Ja, auch ich war kurz gelähmt aber meine Neugier und mein Wissensdurst haben schnell die Oberhand bekommen. Ich habe mich zum Thema „Digitale Rethorik“ weitergebildet, habe unzählige Online Tools ausprobiert und wieder verworfen (jetzt habe ich meinen kleinen aber feinen Baukasten mit dem ich gut zurechtkomme und meine Bedürfnisse erfüllt werden). Ich habe mich mit meinen eigenen Vorurteilen auseinandergesetzt und festgestellt, mit gutem Willen und dem richtigen Handwerkszeug funktioniert Coaching auch online richtig, richtig gut. Und heute freue ich mich über Kundinnnen und Kunden, die aus ganz Deutschland kommen.

Online kann sehr persönlich sein – das beste Beispiel dafür ist die Lunch & Learn Community, die vom HRperformance Institut im März 2020 ins Leben gerufen wurde und sich immer Mittwoch mittags zu einem gemeinsamen Essens-, Lern- und Austauschtermin trifft. Fast niemand aus dieser Community kenne ich ausserhalb der online Welt. Dennoch gibt es dort Menschen, mit denen ich sehr vertraut bin. Und diese Menschen wohnen in Orten verteilt über ganz Deutschland – wir hätten uns ohne den Corona Schock warhscheinlich nie kennengelernt. Das wäre sehr schade gewesen. Mein ganz herzlicher Dank gilt hier Nele Kreyssig, Stefan Lapenat und der besten Community Managerin Saskia Hagendorf.

Lebenslanges Lernen ist mir wichtig

Ich war eine eher mittelmässige Schülerin und auch keine besonders brilliante Studentin. Wenn ich heute zurückdenke an Schule und Studium, bedaure ich, dass die Lernformen, die angeboten wurden mir nicht entsprachen. Lernen war anstrengend und mühsam. Lernen hat fast nie Spass gemacht. Im Studium habe ich festgestellt, dass die Arbeit in Lerngruppen toll ist. Auch wenn ich zu selbstgewählten Themen lernen und recherchieren durfte, fand ich das wundervoll.

Erst in den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, wie gerne ich lerne (dabei zeugt schon meine Karriere als Angestellte davon, dass ich immer dazugelernt habe – aber es war nicht schwer oder mühsam, war mir gar nicht so bewusst). Jetzt habe ich das grosse Geschenk der Zeitsouveränität. Ich kann arbeiten und lernen, wann, wo und soviel ich will. Da wurde mir bewusst, wie gerne ich mich in neue Dinge einarbeite, recherchiere, vergleiche und ausprobiere. Das hat mir enorm geholfen, als ich mein Business von Präsenz auf Online umgestellt habe. Ich hatte keine Angst vor der Technik und habe mich mit Freude in die neuen Möglichkeiten gestürzt. Und so freue ich mich auch auf das kommende Jahr, in dem ich sicher wieder viel lernen werde.

Ehrenamt – etwas zurückgeben

Mir ist auch bewusst geworden, dass ich gerne etwas in die Gesellschaft zurückgeben möchte. Ich habe ein wenig suchen müssen, bis ich das gefunden habe, was mich heute tief befriedigt. Als Mentorin bei MentorMe begleite ich seit 3 Jahren Frauen auf ihrem Weg – sei es beim nächsten Karrieresprung, beim Finden des ersten Jobs, beim Ankommen in der Arbeitswelt. Es ist mir immer eine grosse Freude, mit dem Frauen zu arbeiten, mein Wissen weiterzugeben aber auch von Ihnen zu lernen. Sie als Person, ihre Ansichten, ihre Erkenntnisse erweitern meinen Horizont.

Und in Zukunft?

So, das waren sie – meine 5 grössten Erkenntnisse (die vielen kleinen Erkenntnisse und Lernerfahrungen aus 5 Jahren Selbständigkeit kann ich gar nicht aufzählen). Meine Pläne für die nächsten 5+ Jahre: mit dem Bewusstsein, dass es mir gut tut, weiter in „meinen“ Communities aktiv sein, weiter ganz leicht und locker lernen, um Hilfe bitten, wenn ich sie brauche und mein Ehrenamt mit Freude ausfüllen. Und – als selbständige Führungskräftecoach online und in Präsenz meinen Beitrag zu besserer Führung leisten.

2022 kann kommen!