Mindfulness für Führungskräfte, Achtsamkeit, MBSR (Mindfulness-based stress reduction) – immer wieder schwirren diese Worte auch durch den Arbeitsalltag. Warum sollte ich mich damit beschäftigen und was bringt es mir? Ich bin keine Expertin für Mindfulness. Dennoch ist Mindfulness ein Thema an dem ich schon seit Jahren für mich selber arbeite – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg, mal mit mehr, mal mit weniger Fokus.

Mein innerer Perfektionist ist gar nicht zufrieden damit, wie ich das Thema bisher „bewältigt“ habe. Gerne wäre ich in einem Stadium, wo ich jeden Tag ganz diszipliniert und regelmässig Achtsamkeitsübungen mache, souverän zwischen langen und kurzen Übungen abwechsle und jeden Tag gelassen und zufrieden ganz in mir ruhe. Dass dieses Streben ganz typisch für uns leistungsorientierte „Westler“ ist, hat mir die Lektüre des Buches „Die innere Ruhe kann mich mal“ von Fabrice Midal gezeigt. Der Titel hat mich sofort angesprochen und mich auch zum Schmunzeln gebracht – denn zu oft habe ich so etwas ähnliches gedacht, wenn mein Gedankenkarussel nicht zum Stoppen kommen wollte. Warum bleibe ich dran? Es lohnt sich!

Was ist Mindfulness überhaupt?

Es gibt unzählige Definitionen und unterschiedliche Betrachtungsweisen. Für mich hat es sich bewährt, es als „im Hier und Jetzt sein“ zu bezeichnen. Und das ist schon schwer genug! Ebenso schwer ist es, im Hier und Jetzt zu sein und nicht zu werten. Eine gute Einführung ins Thema bietet auch der Podcast des HR Performance Instituts zum Thema Mindfulness.

Mein Rat: wenn Sie Lust haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen, suchen Sie sich die Definition aus, die zu Ihnen passt. Genauso dürfen Sie sich aussuchen, welche Übungen Ihnen gut tun oder einfach Spass machen.

Ich meditiere nicht stundenlang, ich führe nur in Zeiten großen Stresses oder großer Unsicherheit ein Dankbarkeitstagebuch, ich habe keine Routine (hätte sie aber gerne, das gebe ich zu), ich mache eher kleine, kurze Übungen und trotzdem praktiziere ich mehr und mehr Mindfulness (und probiere immer mal wieder etwas Neues aus). Und das ist mein Weg. Sie hätten lieber eine Anleitung und ein Programm – suchen Sie sich eines, das passt.

Das Denken und das Gehirn kann ich nicht abstellen. Gedanken habe ich immer. Die Gedanken so zu steuern, dass ich bestimme, womit mein Gehirn sich beschäftigt, ist schwer aber lohnenswert. Und das kann man üben. Aber nicht in leistungsorientierter Form, da hat mir das Buch von Fabrice Midal sehr geholfen. Mindfulness alleine deshalb zu praktizieren um noch mehr Leistung bringen zu können, tut aus meiner Sicht nicht gut. Und auch wenn ich es komplett unterschreibe, dass Mindfulness einen positiven Effekt hat, darf das Ziel nicht sein, die Leistung steigern zu wollen – das ist bestenfalls ein Nebeneffekt.

Warum sich die Beschäftigung mit dem Thema Mindfulness lohnt

Zu den positiven Auswirkungen von Mindfulness, Achtsamkeit oder Meditiation gibt es Tausende von Studien. Die American Mindfulness Research Association bietet auf ihrer Plattform eine Fülle von Material an. Die Zahl der Artikel, die zu dem Thema veröffentlich werden, steigt von Jahr zu Jahr. Auch der Platz für Bücher über dieses Thema im Regal Ihrer Lieblingsbuchhandlung wird immer grösser.

Für mich ist die schönste Zusammenfassung warum sich Mindfulness gerade auch für Führungskräfte lohnt, im sehr lesenswerten Buch „Mindful Leader“ von Esther und Johannes Narbeshuber, die das Salzburger Achtsamkeitsmodell geschaffen haben. Es wird beschrieben, wie sich die „Präsenz“ erhöht. Das „Da“-sein im Gegensatz zum „nur mit einem halben Ohr zuhören“ macht unglaublich viel aus und wird im Falle einer Führungskraft von den Mitarbeitenden unmittelbar und deutlich wahrgenommen. Durch die höhere Präsenz verbessere ich aber auch die 4 Kompetenzfelder „Einfühlungsvermögen und Sozialkompetenz“, „Fokus und Effizienz“, „Vitalität und Resilienz“ sowie „Kreativität und Innovationsfähigkeit“. Wie wäre es, wenn Sie als Führungskraft einfühlend, fokussiert, resilient und innovativ sind? Oder noch mehr davon zeigen können?

Die gute Nachricht: diese Kompetenzen können Sie trainieren. Es gibt Mindfulness Übungen für jedes dieser Kompetenzfelder.

Mindfulness für Führungskräfte ist erhöhte Selbststeuerung

Unser Gehirn ist immer noch stark von der Steinzeit geprägt. Es ist sehr darauf bedacht, unser Überleben zu sichern und uns möglichst effizient vor möglichen Gefahren zu warnen. Und das lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Allerdings gibt es heute im Büroalltag nur noch selten Säbelzahntiger – dennoch reagieren wir manchmal so als ob. (Und wenn Sie jetzt denken, dass Ihr Chef einem Säbelzahntiger verdammt ähnlich ist, dann sollten wir vielleicht einmal reden.)

Kennen Sie das auch, dass jemand als Kopfmensch oder Bauchmensch beschrieben wird? Das sind die verschiedenen internen Entscheidungsträger, die wir haben. Den Kopf brauchen wir. Das ist das kognitive System unseres Gehirns, deutlich jünger als das „Steinzeitgehirn“ – hier werden rationale Entscheidungen gefällt, Kommunikation ermöglicht und Pläne umgesetzt. Das schwerer greifbare somatische System (unser Steinzeitanteil) ist aber sehr mächtig und spricht immer mit – und auch das brauchen wir. Oft bestätigt unser Kopf nur durch nachträgliche „gute Argumente“ die Entscheidung des Bauchs. Selbststeuerung bedeutet, ich merke, was in mir los ist – aber nicht durch noch mehr Anstrengung, noch mehr Nachdenken, mehr Kaffee oder Alkohol, mehr Stress. Sondern durch die Fokussierung, dadurch, dass ich darauf höre, was mein somatisches System mir mitteilen will und achtsam mit mir selber umgehe und entsprechend handle, damit das Notfallprogramm (Stichwort Säbelzahntiger) nicht loslaufen muss. Und genau das, kann ich durch Mindfulness Praktiken trainieren.

Sind Sie neugierig geworden? Dann empfehle ich Ihnen als Start auf jeden Fall das Buch von Esther und Johannes Narbeshuber, „Mindful Leader“ in dem die Mechanismen sehr anschaulich erklärt sind und viele Ideen für Mindfulness Übungen enthalten sind. Wenn Sie in Leistungszwang kommen bei Ihrer Mindfulness Reise, lesen Sie Fabrice Midal „Die Innere Ruhe kann mich mal“.