Was hat Hundeschlittenfahren mit Führung zu tun?

von | Mrz 28, 2017 | Führung

Hundeschlittenfahren? Vielleicht wissen Sie schon, dass eine meiner Leidenschaften ein jährlicher Ausflug ins winterliche Schweden oder Finnland ist, um mit einem Huskyschlitten durch die tief verschneite und oft strahlend sonnige Landschaft zu fahren.

Dieser Urlaub hat nicht viel mit den Rennen zu tun, von denen Sie vielleicht schon mal gelesen haben oder ein Video gesehen haben.

Hundeschlittenrennen Bernau, Schwarzwald

Hundeschlittenrennen Bernau, Schwarzwald Februar 2015

Der Weg ist für mich das Ziel und nicht die Streckenrekorde oder das Siegen sind wichtig.

 

Wie funktioniert das Hundeschlittenfahren?

Gleich wie bei den Rennen ist, dass ich hinten auf einem voll beladenen Schlitten stehe und vorne die Huskies angeschirrt sind, die uns ziehen. Und hier stimmt schon das Erste nicht ganz – klar, die Huskies ziehen. Und sie ziehen leidenschaftlich gerne und hoch motiviert. Aber wenn es schwer wird (weicher Tiefschnee, steile Abhänge, steile Aufstiege, vereiste Passagen, kurvenreiche Strecke durch Wälder, ein verletzter Hund – zum Glück habe ich mit Letzterem nur sehr wenig Erfahrung), dann erwartet das Hundeteam, dass der Mensch da hinten auch mitmacht. Kurz gesagt, Mensch und Hund sind ein Team. Und glauben Sie nicht, dass die Hunde nicht genau spüren, was der Mensch da hinten macht. Mehr als einmal habe ich mir einen vorwurfsvollen Blick (oder mehrere Blicke) eingehandelt, wenn ich fotografiert habe, statt mitzuhelfen…. Warum sind die traumhaften Blicke auch immer an den schwierigen Strecken?

Fjäll Kungsleden März 2014

Fjäll Kungsleden März 2014

Und dabei kommt mir immer wieder der Gedanke, „das ist wie in meinem Leben als Führungskraft“.

 

Der Anführer weiß, wo es lang geht und bestimmt die Richtung

OK, die Hunde der Gäste laufen nur dem ersten Schlitten hinterher (mehr oder weniger – adrenalinwirksame Ausnahmen gibt es, wenn zum Beispiel plötzlich Schneehühner aufsteigen). Aber der Guide und Musher auf dem ersten Schlitten muss ganz klar der Anführer des Rudels sein. Er gibt die Kommandos, die sein Leithund hoffentlich gut kann, er bestimmt die Route. Und ihm vertraut der Leithund.

Bei manchen Huskyfarmen fahren die Hunde jede Woche die gleiche Route, da wissen sie schon, wo es lang geht und kennen auch jede Übernachtungshütte – aber wehe, wenn es eine Variation gibt, dann sieht man, wie gut der Guide als Anführer taugt. Wenn immer wieder neue Routen gefahren werden, ist ein gutes Verständnis zwischen Guide und Leithund umso wichtiger.

Kahles Fjäll in Nordschweden

Ungespurter Weg im nordschwedischen Fjäll

Auch der Guide steht ja hinten auf dem Schlitten, bei 4 Hunden sind da locker 3 Meter und mehr zwischen Mensch und dem vordersten Hund. Ein bestimmter, selbstbewusster Ton und das Vertrauen der Hunde, dass der Mensch weiß, was er tut, kann die Hunde lenken. Aber auch der Mensch vertraut seinem Leithund – bei schlechter Sicht, weiß der Leithund oft viel besser, wo es lang geht als der Mensch.

Das ist doch auch genau das, was Mitarbeiter von einem guten Chef oder einer guten Chefin erwarten, oder?

  • Er oder sie weiss, was zu tun ist.
  • Er oder sie kennt die Richtung.
  • Er oder sie kann kommunizieren.
  • Er oder sie hat Vertrauen verdient.

Besteht Zweifel an nur einem der Punkte, dann knirscht es im Team. Beim Hundeschlitten genauso wie in der Firma.

 

Teamarbeit ist das A und O

Der Schlitten wird hauptsächlich durch Verlagerung des Körpergewichts gelenkt. Der Musher ist auch zuständig dafür, dass die Geschwindigkeit stimmt. Wird der Schlitten zum Beispiel bergab zu schnell, muss gebremst werden, sonst besteht die Gefahr, dass die „Wheeldogs“ (die Hunde direkt vor dem Schlitten) verletzt werden. Geht es um die Kurve, muss der Schlitten sauber um die Kurve gefahren werden. Ist in der Kurve ein Baum (beliebt in Finnland), ist es meine Verantwortung, dass ich den Schlitten um den Baum herumlenke (bei vereisten Trails und hohen Geschwindigkeiten nicht immer einfach).

Ein Unfall kann nicht nur für den Musher gefährlich werden, sondern auch die Hunde können verletzt werden, wenn ein Schlitten zum Beispiel ungebremst den Hang hinunterdonnert. Ruckartiges Bremsen tut den Hunden weh – sie sind ja durch das Geschirr mit dem Schlitten verbunden, genauso wie es ihnen nicht gut tut, wenn das Geschirr nicht richtig angelegt wurde oder wenn sie sich unterwegs verheddert haben. Dann ist es meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass das nicht passiert, beziehungsweise, wenn es passiert ist, das Malheur zu beheben.

Als Dank bekomme ich leidenschaftliche Zugkraft, rennende Hunde, Schwanzwedeln, und vielleicht auch einmal einen feuchten Hundekuss… Auch das ist doch genau wie in einem Firmenteam, oder (bis auf den feuchten Kuss…)?

  • Die Führungskraft hat die Verantwortung für das Wohl des Teams.
  • Die Führungskraft arbeitet mit, damit alle auf dem richtigen Weg sind.
  • Die Führungskraft greift ein, wenn es Probleme gibt.
  • Die Teammitglieder geben ihr bestes.

Wenn all das gut funktioniert, hat die Firma ein leidenschaftliches Team, das tolle Leistungen bringt.

Huskygespann im Tiefschnee, Klimpfjäll Februar 2012

Huskygespann im Tiefschnee, Klimpfjäll Februar 2012

 

Jeder wird nach seinen Stärken eingesetzt

Nicht jeder Hund ist ein guter Leithund. Es gibt Hunde, die einfach nicht gerne vorne laufen. Da hilft alles Training nichts, aus solch einem Hund wird nie ein guter Leithund werden. Aber vielleicht hat dieser Hund ein sonniges, freundliches Gemüt, kommt mit allen anderen Hunden gut aus, liebt die Menschen und läuft fürs Leben gerne. Ein super Kandidat für die Position in der Mitte als Teamdog. Oder, wenn es auch noch ein Kraftpaket von Hund ist als Wheeldog direkt vor dem Schlitten.

Aufmerksame Leaderdogs

Aufmerksame Leaderdogs

Genauso wenig wird alles Training aus einem eher schmächtigen, sehnigen aber hochintelligenten und führungswilligen Leaderdog einen guten Wheeldog machen. Der Hund oder die Hündin wird unglücklich in der letzten Position sein, die Lust am Laufen verlieren und das macht dann auch dem Menschen keinen Spaß. Solche Präferenzen kann man in der Regel schon bei den Welpen erkennen.

Auch das kann man vom Hundeschlittenfahren direkt übertragen aufs Arbeitsleben:

  • Die Führungskraft setzt die Teammitglieder nach ihren Fähigkeiten ein.
  • Die Führungskraft sorgt dafür, dass alle das richtige Training haben.
  • Die Führungskraft beobachtet die jungen Teammitglieder um herauszufinden wo ihre Talente sind und fördert diese.

Was macht Sie als Führungskraft erfolgreich?

Haben Sie Lust bekommen, Ihre Führungskompetenzen zu reflektieren? Ihre Stärken auszubauen und ihre Schwächen zu erkennen?

Kontaktieren Sie mich gerne per Telefon oder schreiben Sie mir eine Mail um ein unverbindliches Erstgespräch zu vereinbaren.

Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu arbeiten – allerdings bin ich vom 5.-12. April in den Weiten von schwedisch Lappland unterwegs und geniesse meine Auszeit als Musher.

Ich bin Birgit Nüchter, Führungskräftecoach, Karrierecoach und Beraterin.

Birgit Nüchter

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