Führung? Ich habe echt keine Zeit für Führung …
Ich kenne viele Führungskräfte, die viel arbeiten und lange Arbeitszeiten haben. Da gibt es manchmal Diskussionen darüber, wann man denn nun auch noch Führen soll, wenn doch der Tag schon vollgestopft ist mit dringenden und wichtigen Aktivitäten.
Und das ist in der Tat manchmal ein schwieriger Balanceakt. Das Tagesgeschäft will und muss erledigt werden. Ein paar Tipps, wie man die Balance besser schaffen kann.
Delegieren
Nicht alles kann delegiert werden, aber ich bin sicher, wenn Sie sich Ihren Alltag ansehen, dann finden Sie Dinge, die Sie nicht unbedingt selber machen müssen.
Es dauert zu lange, bis Sie jemand anderem erklärt haben, wie etwas geht? Das ist eine schlechte Ausrede. Sicherlich, die ersten paar Male dauert es vielleicht länger, aber danach sind Sie die Aufgabe los.
Niemand kann es so gut wie Sie? Oder macht es genauso, wie Sie es haben wollen? Im ersten Fall prüfen Sie, ob Sie wirklich keine (lern-)fähigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben und investieren Sie in die Einarbeitung, dann wird das sicher gut erledigt. Im zweiten Fall geht es darum, entweder genau zu erklären, wie Sie etwas brauchen oder gegebenenfalls die Kreativität ihres Teams anzuerkennen – vielleicht ist der neue Weg ja noch effizienter.
Beobachten Sie sich
Notieren Sie für 2–4 Wochen, womit Sie Ihre Zeit wirklich verbringen. Es genügen ein paar einfache Kategorien wie zum Beispiel Tagesgeschäft, Besprechungen, Netzwerken (ich gehe pessimistisch davon aus, dass fast keine der Besprechungen dem Netzwerken dient), Führungsaufgaben. Sie brauchen keine Tabellenkalkulation – ein einfacher Zettel genügt.
Wenn Sie eine Weile jeden Abend reflektieren und ungefähr eintragen, womit Sie Ihre Zeit verbracht haben, gibt Ihnen das möglicherweise schon erste Hinweise darauf, wo Sie Zeit sparen können.
Wenn der Führungsanteil zu gering ist, seien Sie gnädig mit sich und setzen Sie sich ein realistisches Ziel. Lieber nur 5 % Verbesserung, die aber in 3 Monaten erreicht als gleich 90 % besser werden wollen und das Ziel grandios verfehlen.
Setzen Sie sich ein Ziel für den Anteil an Führung
Mit meinen Klienten im Coaching sprechen wir hier sehr ausführlich über die Art der Aufgabe, die Unternehmenskultur, die Erwartungen an meine Klienten. Warum?
Je nachdem, welche Aufgabe Sie haben und in welchem Unternehmen Sie sich bewegen, wird der angestrebte Anteil an Führung variieren. Es gibt nicht die eine „richtige“ Zahl. Sie setzen sich ein Ziel und versuchen das im Mittel zu erreichen.
Seien Sie nicht frustriert, wenn es Tag gibt, an denen der Führungsanteil 0 ist – es geht darum, dass Sie nicht jeden Tag so verbringen. Wichtig ist, dass Sie eine Ahnung davon haben, welches Ihre Zeitfresser sind (deshalb die Beobachtungsphase) und dass Sie sich ein Ziel setzen.
Machen Sie Ihr Ziel „mehr Führung“ öffentlich
Nein, Sie müssen es nicht am Schwarzen Brett aushängen. Was gut funktioniert ist, wenn Sie sich Gleichgesinnte suchen, die auch an diesem Thema interessiert sind und zusammen daran arbeiten, Ihren Führungsanteil zu erhöhen.
Wenn Sie Ihr Ziel öffentlich machen, wird es verbindlicher und die Chancen, dass Sie es erreichen, erhöhen sich signifikant. Kommunizieren Sie in dieser Gruppe Ihr Ziel und diskutieren Sie, woran es lag, wenn es nicht erreicht wurde. Waren Sie zu ehrgeizig? Dauert es doch länger, die eine oder andere Aufgabe zu delegieren?
Justieren Sie nach. Sie sind schon einen großen Schritt nach vorne gegangen, indem Sie sich ein Ziel gesetzt haben – es gibt leider viele Führungskräfte, die zufrieden damit sind, das Tagesgeschäft zu verwalten. Sie haben Ihr Ziel erreicht? Klasse – lassen Sie sich gratulieren und seien Sie stolz auf sich.
Holen Sie sich Unterstützung
Beim Thema Führen kommt man bis heute nicht an Warren Bennis aus dem Bereich der Organisationsentwicklung vorbei. Von ihm stammt auch die Unterscheidung, Manager machen die Dinge richtig, Führungskräfte machen die richtigen Dinge.
Im Arbeitsalltag als Führungskraft müssen Sie die Balance zwischen beiden Polen halten – das ist nicht immer leicht, wenn es gelingt, aber sehr befriedigend. Holen Sie sich Unterstützung, gerade, wenn Sie noch nicht lange Führungskraft sind.
Aber auch „gestandene“ Führungskräfte profitieren von unterstützenden Maßnahmen. Das können Mentoren sein, oder Peergroups, eine Working out Loud Gruppe oder Coaching. Gerne unterstütze ich Sie auf Ihrem Weg hin zu mehr Führung und weniger Management.