Führungskraft oder Coach, die Diskussion kommt immer wieder auf. Es ist modern geworden, die Führungskraft als Coach zu sehen. Ich selber habe als Führungskraft oft in einer Coachingrolle agiert, dies jedoch häufig mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nicht an mich berichtet haben.

Ich war ihr Mentor und Coach, aber nicht weisungsbefugt und es gab keine Konstellation der Abhängigkeit. Letzteres war für mich ein Erfolgsfaktor, denn nur so konnte ein tiefes Vertrauensverhältnis entstehen.

Die Rolle der Führungskraft

Führungskräfte sind in der Pflicht, eine größere Bandbreite abzudecken, als nur Coach zu sein. Eine Führungskraft muss in der Lage sein, die Richtung zu bestimmen, klare Ansagen zu machen und genaues, konstruktives Feedback zu geben. Dies sind Elemente der Kommunikation, die der Coach nicht unbedingt braucht.

Beim Coaching geht es darum, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Hilfestellung zur Reflexion und zur Veränderung zu geben.

Wenn eine Führungskraft als Coach agieren kann, ist dies situativ bedingt eine wertvolle Eigenschaft. Aber das Führen darf nicht vergessen werden. Ihr Team wird es Ihnen danken, wenn Sie nicht ausschließlich als Coach handeln.

Allerdings werden in innovativen Unternehmen immer mehr Entscheidungen nicht „von oben“ herab getroffen. Führung 4.0 statt des alten Stils einer patriarchalischen Führungskraft mit diktatorischen Eigenschaften ist gefragt.

Diesen Stil meine ich auch keinesfalls, wenn es darum geht, dass eine Führungskraft die Richtung bestimmen muss. Wichtig ist, dass der Weg dorthin heute oft nicht auf höchster Führungsebene entschieden wird und die Teams damit eine viel größere Verantwortung erhalten.

Dem Team zu helfen, damit umzugehen, ist eine wichtige Aufgabe, die sich gut für Coaching eignet. Damit das „oder“ in der Aussage Führungskraft oder Coach zu einem situativen „und“ geworden.

Nicht für Coachingansätze geeignet sind Situationen wie Beurteilungsgespräche oder Leistungsfeedback, Statusabfragen, Konfliktgespräche oder wenn Sie die Strategie vorstellen.

In diesen Situationen sind sie hierarchisch die oder der Höherstehende und weisungsbefugt. Aber auch diese Gespräche und Situationen können und sollen menschlich, emphatisch und wertschätzend sein. In diesen Situationen gilt: Führungskraft oder Coach? Bitte Führungskraft.

Die Führungskraft als Coach

Warum ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, wann Coaching und wann Führung notwendig ist?

Beim Coaching ist Ihre Mitarbeiterin oder Ihr Mitarbeiter Experte für das Thema und die Situation. In der Rolle als Coach unterstützen Sie dabei, eine Lösung zu finden, indem Sie offene Fragen stellen und andere Coaching Techniken anwende, die Ihrem Gegenüber dabei helfen, zu Lösungen zu kommen.

Manchmal werden Sie auch beraten, dann geben Sie Tipps und Handlungshinweise, Ihr Gegenüber entscheidet, wie er oder sie diese umsetzt.

Als Führungskraft hingegen sind Sie die Expertin oder der Experte und entscheiden, was zu tun ist. Sie agieren völlig anders, nicht fragend, sondern durch Anweisungen.

Es kann durchaus gelingen, dass eine Führungskraft auch als Coach agiert. Vor allem in Teams, die agil und kreativ arbeiten, ist eine Unterstützung durch Coaching-Techniken und -Methoden sehr sinnvoll und hilfreich – schließlich ist Ihr Team aufgefordert, mit viel Veränderung umzugehen und Neues auszuprobieren.

Ganz wichtig ist hierbei jedoch, dass Ihr Team weiß, dass Sie als Coach agieren und sich nicht fragt, ob Sie jetzt gerade als Führungskraft oder Coach agieren. Und es ist hilfreich, wenn das Team damit einverstanden ist, dass Sie als Coach agieren.

Seien vor allem Sie sich bewusst, in welcher Rolle Sie sich befinden. Und wenn Sie ein Konfliktgespräch zu führen haben, machen Sie das nicht als Coach, sondern als Chef oder Chefin.

Coach oder Mentor?

Wenn Sie als Führungskraft nicht die führende, sondern die unterstützende Rolle einnehmen, ist es fast egal, ob Sie sich als Coach oder Mentor bezeichnen.

Der Mentor hat mehr Facetten des Beratens, während der Coach in der reinen Form sehr zurückhaltend mit Ratschlägen ist und seinen Fokus auf den Weg hin zu einer Lösung legt. Im Arbeitsalltag, wenn es darum geht einen jungen oder neuen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin bei bestimmten Aufgaben zu unterstützen, ist es unwichtig, wie Sie sich bezeichnen.

Lesetipp: Michael Bungay Stanier, The Coaching Habit. (Auch in deutscher Übersetzung erhältlich.)

Gerne unterstütze ich Sie als Coach, Beraterin oder Sparringspartner, wenn Sie Ihre persönliche Balance zwischen. Führungskraft oder Coach finden wollen. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

 

Ich bin Birgit Nüchter, Führungskräftecoach, Karrierecoach und Beraterin.

Birgit Nüchter

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